Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (2. Band)

567 
und dass das Bier aus weniger gekeimtem Malze 14 Grad, 
jenes aus mehr gekeimtem, aber nur 12 Grad an derselben 
zeigte. Diese Antwort brachte das Verständniss leicht zu Stande; 
denn nun ging daraus hervor, dass jener Unterschied nur durch 
die mindere oder mehrere Vergährungsfähigkeit der Würzen be 
dingt ist, welche aus diesen Malzsorten erzeugt werden, indem 
jene aus kurz gewachsenem Malze weniger vergährt, das daraus 
erzeugte Bier daher specifisch schwerer bleibt, oder mehr Grade 
an der Bierwage zeigt, als die Würze aus länger gewachsenem 
Malze, welche vollständiger vergährt, und woraus das Bier spe- 
citisch leichter wird oder weniger Grade an der Bierwage zeigt, 
aber nur aus dem Grunde, weil das Extract in der Würze durch 
die Gährung vollständiger zersetzt, mithin dadurch mehr Alkohol 
gebildet wird. Solche Biere trinken sich immer angenehmer als 
schwere, weniger vergohrene Biere; sie werden schneller klar; 
schon das Maischen, Würzeziehen und die Klärung der Würze 
nach dem Kochen mit Hopfen gehen besser von sich, und so 
bietet die Erzeugung und Verwendung solches mehr ausgekeim- 
ten Malzes Vortheile, welche nur deshalb bisher nicht allgemein 
erkannt und zu erreichen gesucht wurden, weil man mit dem 
auf den irrigen Gebrauch der gemeinen Bierwage sich 
gründenden Vorurtheile befangen war, dass das weniger 
gekeimte Malz ein stärkeres Bier gebe als das mehr gekeimte, 
während eigentlich das erstere nur schlechter vergoh- 
ren ist als das letztere. 
Es ist demnach nützlich, wo vorkommend, derlei Vorurtheile, 
irrthüinliche Begriffe und fehlerhafte Sprachgebräuche zu bekäm 
pfen und den Gegenstand jedesmal auf den wahren Gesichtspunkt 
zurückzuführen. 
Eine andere irrige Auffassung findet man häufig in Betreff 
der Menge der bei der Ober- und Untergährung erhaltenen neu 
gebildeten Hefe, indem die Brauer von viel und wenig Hefe 
sprechen, die sie bei der Gährung erhalten haben, ohne den Ex- 
tractgehalt der Würze, den erfolgten Vergährungsgrad, die Con- 
sistenz der Hefe, die Menge der abgesetzten Bodenhefe, oder 
bei der Untergährung das mehr oder weniger vollkommene Ab 
setzen derselben am Boden zu berücksichtigen. 
Wenn aber von der Menge der erzeugten Hefe die Rede ist 
und darüber mit Grund abgesprochen werden will, so ist es auch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.