109
toffeln vorerst in Zucker zu verwandeln; denn nur dieser ist
gährungsfähig. Man kann dazu das Stärkmehl im nassen, sedi-
mentirten oder auch im trockenen Zustande anwenden; im er
stem Falle kann man sich besonders bei der Selbsterzeugung
des Stärkmehls das Trocknen ersparen. Die Umwandlung des
Stärkniehls in Zucker- geschieht mittelst Schwefelsäure durch
Kochen in Holzgefässen und Erhitzung mit einströmendem Dampf,
kann aber hier auch durch Kochen in blanken kupfernen Kesseln
über freiem Feuer geschehen, weil das erzeugte Product nicht
unmittelbar zum Genüsse bestimmt und deshalb ein Nachtheil
für die Gesundheit nicht zu befürchten ist. Die Umwandlung
des Stärkmehls in Zucker muss so vollkommen als möglich ge
schehen; denn davon hängt die Vergälirungsfähigkeit der er
zeugten süssen Flüssigkeit, mithin die Ausbeute an Branntwein
ab. Folgende Grundsätze sind deshalb hierbei zu befolgen:
a) Zur Zuckerbildung ist eine Menge von Schwefelsäure von
2 bis 3 pCt. vom Gewichte des lufttrockenen Stärkniehls anzu
wenden.
b) Es ist dabei keine zu grosse Wassermenge, etwa das
zwei- bis dreifache Gewicht vom Stärkmehl zu gebrauchen, und
c) das zuvor mit Wasser zu einer dicken Milch angerührte
Stärkmehl nicht auf einmal, sondern proportionweise und in be-
brochenen Zeiträumen in das kochende Sauerwasser einzutragen,
um die Zuckerbildung zu beschleunigen.
d) Nach beendigtem Einträgen des Stärkmehls muss das
Kochen so lange fortgesetzt werden, bis die Umwandlung des
Stärkmehls in Zucker möglichst vollkommen erfolgt ist, was man
durch die Reaction mit Jodtinctur, welche die Umwandlung des
Stärkmehls, dann durch jene mit Weingeist erprobt, welche die
Vollendung der Zuckerbildung anzeigt. Dennoch bringt man es
dabei selten dahin, dass eine ganz vollständige Umwandlung des
Stärkmelds in Zucker eintritt, und meistens bleiben einige Pro-
cente Dextringummi in der Flüssigkeit, welches dieselbe nicht
erleidet.
e) Die Zuckerbildung wird beschleunigt durch Erhöhung der
Temperatur der siedenden Flüssigkeit über den Kochpunct des
Wassers, daher durch Anwendung sehr (15 Fuss) hoher Siedege-
fässe (für die Dampfkochung), oder durch Kochung im Verschlos-