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Auch die eigentlich sogenannte Kunsthefe ist
gährende Branntweinmaische, welche — zweck
mässig zubereitet, im rechten Zeitpuncte der
Haupt maische zu gesetzt — diese in lebhafte
G ä h r u n g b r i n g t.
Folgende Umstände sind bei ihrer Bereitung und Anwen
dung besonders zu beachten, und zwar:
a) Die Materialien, woraus sie bereitet wird, und deren
Menge;
b) die Menge der Kunsthefe im Verhältnisse zur Menge der
Hauptmaische, oder das Verhältniss der Grösse der Hefenkübel
zu jener der Gährbottiche;
c) die Art und Dauer der Zubereitung derselben, wovon
die Anzahl der für jede Einmaischung erforderlichen Hefenkübel
bedingt wird;
d) die Temperatur der Hefenmaische bei ihrer Versetzung
mit der Stell- oder Mutterhefe und bei ihrem Zusatze zur Haupt
maische;
e) der Zeitpunct des Kunsthefenzusatzes zur Hauptmaische.
Diese fünf Momente sollen hier einer nähern Erörterung
unterzogen werden.
Ad a) Die Materialien, aus welchen die sogenannte Kunst
hefe — oder besser bezeichnet: der Kunsthefenansatz — bereitet
wird, sind für die Getreidemaische: ein Gemenge von Gersten
malz- und rohem Getreideschrot; für die Kartoffelmaische: ein
Gemenge derselben Substanzen ohne oder mit Zusatz von Kar
toffelmaische. Diese Stoffe werden einer kunstmässigen Einmai
schung und Behandlung unterworfen; die erzeugte abgekühlte
Helenmaische wird in Gährung versetzt und diese gährende
Hefemnaisclie (die Kunsthefe) nun in einem gewissen Gährungs-
stadium der Hauptmaische zur Erregung der Gährung zugesetzt.
Diese Kunsthefe wirkt durch die in der gährenden Hefenmaische
schon enthaltenene neu gebildete und in der Bildung noch befind
liche Hefe. Ist nun die Hefe ein Vegetabil, so kann es nicht
einerlei sein, ob man als Samenhefe zur Erregung der Gährung
Getreidehefe oder Kartoffelhefe anwendet — denn gleicher Same
erzeugt gleiche Frucht — und daraus dürfte die Nothwendigkeit
hervorgehen, zur Gährung der Getreidemaische blos Hefe aus
Getreide (und Malz) oder Kunsthefe blos aus Getreidemaische,