208
enthalten , und dieser nicht erst durch den Maisehprocess (wie
bei den Kartoffeln) gebildet werden muss.
Eine dritte Methode, die Erdbirnen auf Branntwein zu
verarbeiten , würde darin bestehen, sie zu zerreiben, den Saft
durch Pressen aus dem erhaltenen Brei abzusondern, und allein
dazu zu verwenden, die Presslinge aber als Viehfutter zu ge
brauchen.
Der Saft kann wieder für sich allein mit Zusatz von Hefe
in Gährung gebracht, oder besser, einer Kartoffel- oder Getreide
maische zur Abkühlung zugesetzt werden, in welchem Falle die
Hefe erspart wird.
Nach allen Methoden hat man bereits diese Erdfrucht im
Grösseren auf Branntwein verarbeitet.
Auch der Brei der gekochten oder blos kalt zerriebenen
Knollen würde sich ohne Zusatz von Wasser der Gährung un
terwerfen lassen, wenn er dazu mit Presssaft derselben Knollen
angemessen verdünnt werden möchte.
Der erhaltene Branntwein und Weingeist zeichnen sich
durch einen eigenthümlichen, der Maische und den gekochten
Knollen ähnlichen Geruch aus.
Die Knollen des Helianthus tuberosus sind als Erdfrucht
durch ihren Gehalt an Krümelzucker einerseits der Gegensatz
zu den Kartoffeln, die nur Stärkmehl enthalten, andererseits
zu den Runkelrüben, worin sich nur gemeiner krystallisirbarer
Zucker findet. In den ober der Erde wachsenden Früchten
stellt sich derselbe Gegensatz zwischen den Obst- und Beerensor
ten, den Getreidesamen und dem Zuckerrohr heraus.
Nachdem neuerer Zeit der Anbau dieser Knollenfrucht wie
der empfohlen und die Verwendung des Krautes derselben
(Stengel mit Blättern) sowohl im grünen als getrockneten Zu
stande wie auch der Knollen zu Viehfütter als nützlich erkannt
wird, habe ich auch geglaubt, die Anwendung der Knollen der
selben zur Branntweinerzeugung nicht übergehen zu sollen. Die
Nahrhaftigkeit der dabei abfallenden Schlempe wird ohne Zweifel
jener der Knollen proportional sein.
Auch aus Krapp wurzeln kann man Branntwein erzeugen.
(Dingler’s Journal, Bd. 139 (1856) S. 319.