Den aus Zwetschken erzeugten Branntwein nennt man Sli
wowitz und den aus Kirschen erzeugten Kirschgeist. .»
Braimtweincrzeugung aus Vogelbeeren.
Branntwein aus Vogelbeeren wurde in Böhmen an verschie
denen Orten schon seit 50 Jahren erzeugt, und in der That,
da man häufig die Landstrassen mit Vogelbeerbaum-Alleen be
setzt findet, die manches Jahr voll von Früchten sind, so lässt sich
davon local und zeitweilig ein nützlicher Gebrauch zur Brannt
wein erz cu gung mach cn.
Die reifen Vogelbeeren sollen von den Stielen abgenommen
werden, wobei man Vorrichtungen anwenden kann, welche ähn
lich denen eonstruirt sind, deren man sich zum Abbeeren der
Weintrauben bedient. Hierauf werden sie zerquetscht, wozu die
gewöhnlichen Kartoffel- oder Malzquetschmühlen zu gebrauchen
sein möchten. Dadurch wird der Saft biosgelegt und mit der
atmosphärischen Luft in Berührung gebracht, was zum Eintritte
der Selbstgährung nothwendig ist. Den Vogelbeerenbrei bringt
man in einen Bottich von entsprechender Grösse und belässt
darin einen etwa handhohen Steigraum. Die Temperatur der
Maische und des Gährlocals soll 12 bis 15° R. betragen. In 24
Stunden beginnt die Gährung von selbst und ohne Zusatz von
Hefe und ist dann in 5 bis 6 Tagen beendigt. Man erkennt
das Ende der Gährung durch Beobachtung des Gährungsverlaufes
mit dem Saccharimeter.
Der Vogelbeerensäft hat keine bedeutende Concentration.
Er zeigt 8 bis 10 pCt. am Saccharimeter und vergährt bis zu
einer Saccharimeter - Anzeige von 3—4 Graden. Wenn diese
letztere durch 24 Stunden stationär bleibt, ist die Gährung be
endigt, und kann zum Abtriebe der reifen Maische geschritten
werden.
Der gewonnene Vogelbeeren-Branntwein hat Aelmlichkeit
mit dem Sliwowitz und dürfte ihn wohl ersetzen können. Aus
100 ft ausgereiften Vogelbeeren erhält man aber nur 2 bis 2 '/ 3
Maass Branntwein von 50 pCt. Alkoholgehalt nach dem Inhalts-
maassc. Diese geringe Ausbeute vertheuert jenen Branntwein,
besonders bei der Besteuerung seiner Erzeugung nach dem be
nützten Gahrbottichraum.