graulicher Hefe gebildet und abgeschieden. Was nun in diesem
Falle die geistige Gährung des Rübensaftes veranlasst, ist unge
wiss. So viel ist sicher, dass durch den Zusatz der Schwefel
säure das Schleimigwerden des Saftes gehindert wird. Sie zer
setzt die pflanzensauren Salze im Rübensaft, wird selbst gebun
den, macht aber dafür Pflanzensäuren frei. Es muss aber na
türlich, wie in andern Pflanzensäften, auch in dem Rübensafte
ein Bestandtheil enthalten sein, welcher nicht nur die geistige
Gährung desselben unter Mitwirkung der atmosphärischen Luft
veranlasst, sondern auch durch und in Folge des Gährprocesses
als neu gebildete Hefe ausgeschieden wird. Wenn man auch
nach Rose annehmen wollte, dass durch den Zusatz der Schwe
felsäure der nicht gährungsfähige gemeine Zucker, welcher im
Rübensafte enthalten, in gährungsfähigen Traubenzucker umge
wandelt wird — was aber nicht glaubwürdig ist, weil dies sonst
auch bei der Fabrikation des Rübenzuckers mit Ansäuerung des
Rübensaftes geschehen müsste, aber bekanntlich nicht geschieht —,
so ist damit noch nicht die Veranlassung zum Eintritte der Gäh
rung gegeben und es muss diese in den Bestandtheilen des Rü
bensaftes selbst gesucht werden.
Die Ursache dieses Verhaltens mag nun welche immer sein,
die Thatsache ist sichergestellt, und ihre Kenntniss und Anwen
dung kann vielfachen praktischen Nutzen gewähren. Sowohl
der Wichtigkeit als des Interesses wegen, welche dieser Gegen
stand gewährt, habe ich selbst Versuche damit gemacht, um das
Verhalten des Rübensaftes und die Erscheinungen bei der Gäh
rung desselben aus eigener Anschauung kennen zu lernen, so
wie auch, um die Attenuationsverhältnisse bei dessen Gährung
zu ermitteln , wobei ich alles früher Angegebene bestätigt ge
funden habe. In technischer Beziehung scheint die Branntwein
erzeugung aus Rübensaft (ob sich der Rübenbrei dazu anwenden
lassen wird , muss noch erprobt werden) wesentliche Vortheile
darzubieten; das Reinigen und Zerreiben der Rüben, das Ab
pressen des Rübensaftes erfordern nur einfache, wenig kostspie
lige Vorrichtungen; die Presslinge geben ein gutes Viehfutter,
welches ebenso nahrhaft ist wie die frischen Rüben; der Saft
wird im rohen Zustande der Gährung unterworfen , wozu man
keiner Hefe, sondern nur eines kleinen Zusatzes von
Schwefelsäure bedarf, was einen wesentlichen Vortheil be-