Man kann die Melasse auch so auf Branntwein verarbeiten,
dass man sie gährenden Getreide- oder Kartoffelmaischen zu
setzt, wo dann letztere die Gährungsmittel für erstere sind.
Die Vergährung war daher so vollkommen als hier möglich
erfolgt, und es fand dabei keine Entwickelung von salpetriger
Säure Statt. Die Masse war kleiner, die Temperatur niedriger
und es wurde blos Hefe als Gährmittel angewendet.
Man kann in diesem Falle abhelfen, wenn man die Melasse
vorerst mit dem gleichen Gewicht Wasser verdünnt, eine ent
sprechende Menge Schwefelsäure — 4 bis 8 Loth pr. Centner
— zusetzt und in einem Holzgefässe mittelst einströmenden
Dampfes eine Stunde kocht. Die Salpetersäure wird dadurch aus
geschieden und verflüchtigt, worauf die heisse Melasse auf dem
Kühlschiffe abgekühlt, mit Wasser noch gehörig verdünnt und
in Gährung gebracht wird.
Die Gährung derselben nimmt nun einen regelmässigen Ver
lauf und die Vergährung derselben erfolgt vollkommen.
Die Zunahme der Temperatur bei richtig geleiteter
Gährung ist sehr bedeutend, und betrug bei 1831 B verdünnter
Melasse von 20 Grad Saccharimeter-Anzeige und 15° R. Tempe
ratur, wobei sie bis 7.15 Grad Saccharimeter-Anzeige vergohr,
10 Grad — denn sie stieg in 36 Stunden auf 25° R, —, dann
bei 2219 B verdünnter Melasse von 18'/2° R- Temperatur und
16.5 Grad Saccharimeter-Anzeige 11.5° R., indem die Temperatur
schon in 18 Stunden auf 30° R. stieg und die vergohrene Flüs
sigkeit am Sacharimeter 5.5, in noch 24 Stunden 5.3 Grad zeigte
und von nun an nicht mehr weiter vergohr.
Der für die Gährung reiner Melassen erforderliche
Steigraum ist sehr gross, und würde da Orten, wo eine
Gährbottichsteuer besteht, dadurch die Anwendung der Melasse
zur Branntweinerzeugung vertheuern. Das Steigen des Schau
mes lässt sich aber leicht auf ein Minimum herabbringen und
der Gährbottich fast ganz voll machen, wenn man der Flüssig
keit den ausgekochten Hopfen aus den Bierbrauereien oder eine
gewisse Menge Malztreber zusetzt, welche, bei der Gährung em
porgehoben, auf der Oberfläche des Schaumes liegen bleiben und
ihn nieder drücken.
Man bringt aber die Melasse auch mit Anwendung von
Kunsthefe aus Gerstenmalzschrot und Getreideschrot erzeugt in