Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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eher sein sollte, als ein eigener rationeller Betrieb un 
ter einer sachverständigen Industrieverwaltung, die 
alle Industriezweige eines Dominiums in sich begreifen kann, und 
dies um so mehr bei einem Genuss mittel wie das Bier, wo 
wie bei uns, die Dominien für das ihnen allein zustehende Recht, 
Bier zu erzeugen, auch verbunden sind, es von der erforderlichen 
guten Qualität zu liefern — ein Gegenstand, der, so viel be 
kannt, von den Pächtern nicht so streng genommen wird. Das, 
was der obrigkeitliche Brauer an Emolumenten bezieht, wird 
hinreichen, die ganze Industrieverwaltung zu unterhalten und 
die böhmischen Dominien-Besitzer z. B. sind vermöge Landes- 
ordnung nicht verbunden, sich auf ihren Dominien kunstmässig 
ausgelernter Bierbrauer zu bedienen. 
Ich weiss, dass ich mit dieser Ansicht kaum durchdringen 
werde; ich habe darüber auch schon mit einem anonymen Geg 
ner in den „Oekonomisclien Neuigkeiten und Verhandlungen“ 
eine Debatte gehabt, die ich aber nicht fortgesetzt, weil mein 
Gegner insofern nicht ebenbürtig war, als er weder den Stand- 
punct der jetzigen technischen Kenntnisse, noch die Wichtigkeit 
der Anwendung derselben auf den fraglichen Gewerbebetrieb 
kennt und folglich auch den Werth derselben und einer ratio 
nellen Industrieverwaltung auf den Dominien nicht zu schätzen 
weiss. 
Der Industrie- oder Brennereiverwalter muss voll к om 
ni euer Herr in den ihm zur Leitung übergebenen Industrie 
zweigen sein; namentlich muss er seineUntergebene n 
und Hilfsarbeiter selbst aufneh m e n und, wenn es 
nothwendig, auch augenblicklich entlassen können, 
wie dies b e i j e d e m Pächter und Privaten der Fall 
ist, der ein ähnliches Gewerbe betreibt. Nur dadurch kann 
man sich die erforderliche Folgsamkeit sichern und vor Schaden 
bewahren. Er muss ferner auch die nöthige Machtvollkom 
men h eit erhalten, im technischen Betriebe nach bestem 
Ermessen handeln zu können, ohne dazu erst eine höhere Be 
willigung einholen zu müssen, die oft zu spät, oft gar nicht 
kommt, den besten Moment verfehlt und die freie Bewegung, 
so wie den Fortschritt hemmt. Man sehe nicht auf 
Privatverhältnisse; man suche einen redlichen, gehörig wissen 
schaftlich gebildeten und praktisch routinirten Mann dazu. Es
	        
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