479
Branntweinerzeugung iii Großbritannien.
Der Rum- und Branntwein-Verbrauch war vor 100 Jahren
in England weit stärker als jetzt, nämlich:
im Jahre 1742 19.000,000 Gallons *)
„ „ 1842 8.000,000 „
ausserdem in Schottland . 6.000,000 „
„ Irland . . . 7.000,000 „
Zusammen 21.000,000 Gallons zr 1.680,000
Wiener Eimer. ,
Im Verhältnisse zur damaligen Bevölkerung (6.000,000) kamen
in England 3'/ 6 Gallonen auf den Kopf, im Jahre 1848 kamen
y a Gallon, also eine Abnahme um mehr als 5 /c in 100 Jahren.
Im Jahre 1745 waren (nach Porter) in London allein an
20,000 Schnaps- und Branntweinläden, und die Zahl der in den
Strassen umhertaumelnden Männer und Weiber ungemein gross.
Mehrere Läden führten gemalte Schilder mit der Aufschrift:
Ihr könnt euch hier volltrinken für einen Penny, total
voll für zwei Pence und erhaltet noch eine Streu für die Nacht
umsonst.
Ein Parlamentsbeschluss vom Jahre 1845 beschränkte das
Branntweinschenken blos auf die Bierhäuser, wodurch einiger-
massen dem Strassenunfug abgeholfen wurde.
In den grösseren Städten Englands giebt es zwar noch viele
Branntweinläden, worunter manche auf das Glänzendste ausge
stattet sind, mit Marmortischen, Spiegeln, Gasbeleuchtung &c.;
doch ist die Zahl der Thee- und Kaffeehäuser überwiegend.
Der bekannte Pater Mathew, ein irländischer katholischer
Geistliche, hat durch die mit unermüdlicher Thätigkeit ins Leben
eingeführten Mässigkeitsvereine (seit 1839) viel zur Ver
minderung des Branntweintrinkens beigetragen.
In Schottland und Irland wird am meisten der sogenannte
Whiskey, ein Getreidebranntwein, in England mehr Rum,
Franzbranntwein (Brandy) und Ge nie vre (Gin) getrunken.
Unter letzterem versteht man bloss den gewöhnlichen einheimi
schen Getreidebranntwein, nur nicht so stark nach Rauch schmek-
kend, wie der schottische, mit einem Zusatz von Kümmel oder
*) 1 Gallon rz 3.20 Maass. 1 Wiener Eimer zz 12% Gallons.