Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

Hefenerzeugung als Nebenproduct bei der Essig- 
fabrikation. 
Alle alkoholhaltige Flüssigkeiten, sie seien unmittelbar durch 
die geistige Gährung entstanden oder durch Destillation daraus 
gewonnen, mithin Gemische von Wasser und Alkohol lassen sich 
in Essig umwandeln. Deshalb ist auch die bei dem vorstehend 
beschriebenen Verfahren erhaltene gegohrene klare Maischwürze 
der Umwandlung in Essig fähig, und es ist einerlei, ob man 
dazu Gerstenmalz allein oder mit Zusatz von rohem Getreide 
oder Kartoffelstärkmehl angewendet hat. In den letztem Fällen 
wird man nicht leicht zu viel Gerstenmalz anwenden; denn je 
mehr davon gebraucht wird, desto besser gelingt der Process. 
Da bei der Benützung der gegohrenen Maischwürze auf 
Essig keine Steuer entrichtet wird, dieser Gewerbsbetrieb auch 
keiner gefällsamtlichen Controle und Aufsicht unterliegt, so ist 
man in der Zeit in der Vornahme der technischen Processe be 
züglich auf das befolgte Verfahren und auf die angewendeten 
Geräthe weniger gebunden; man hat völlig freie Hand. 
Die Einmaischung der verarbeiteten rohen Materialien wird 
auf das Zweckmässigste vorgenommen; nach erfolgter Zuckerbil- 
duug werden die Würzen möglichst klar gezogen und durch 
mehrere Wasseruachgüsse die Treber ausgesüsst. Bei Anwendung 
gemengter Stoffe ist es dienlich, etwas ausgekochten Stroh 
häcksel oder Hafer sch rot der Auflockerung der Treber 
wegen zuzusetzen. Auf den grösseren Extractgehalt der gewon 
nenen gemischten Würzen kommt es hier weniger an, weil keine 
Gährbottichsteuer entrichtet wird; doch ist es gut, sie so klar 
als möglich abzuziehen, um einen klaren Essig zu erhalten. Man 
muss dahin wirken, eine gemischte Würze von ü bis 10 pCt. 
Extractgehalt zu erzeugen, weil eine solche bei guter Vergäh- 
rung einen hinreichend starken, sehr brauchbaren Essig liefern 
kann. Die Abkühlung und Gährung der gewonnenen Würzen 
geschieht wie vor auf dieselbe Art und nach denselben Grund 
sätzen. Von dem Vergährungsgrade hängt wieder die Menge 
der erzeugten Hefe und der Alkoholgehalt der gegohrenen Flüs 
sigkeit ab; durch den letzteren ist auch der Gehalt des daraus 
zu erzeugenden Essigs an Essigsäure bedingt; denn diese ent 
steht nur aus Alkohol. Die gegohrene Würze kann man hier in 
Balüiijjf’s Gährunjjschemic. III. 34
	        
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