Hefenerzeugung als Nebenproduct bei der Essig-
fabrikation.
Alle alkoholhaltige Flüssigkeiten, sie seien unmittelbar durch
die geistige Gährung entstanden oder durch Destillation daraus
gewonnen, mithin Gemische von Wasser und Alkohol lassen sich
in Essig umwandeln. Deshalb ist auch die bei dem vorstehend
beschriebenen Verfahren erhaltene gegohrene klare Maischwürze
der Umwandlung in Essig fähig, und es ist einerlei, ob man
dazu Gerstenmalz allein oder mit Zusatz von rohem Getreide
oder Kartoffelstärkmehl angewendet hat. In den letztem Fällen
wird man nicht leicht zu viel Gerstenmalz anwenden; denn je
mehr davon gebraucht wird, desto besser gelingt der Process.
Da bei der Benützung der gegohrenen Maischwürze auf
Essig keine Steuer entrichtet wird, dieser Gewerbsbetrieb auch
keiner gefällsamtlichen Controle und Aufsicht unterliegt, so ist
man in der Zeit in der Vornahme der technischen Processe be
züglich auf das befolgte Verfahren und auf die angewendeten
Geräthe weniger gebunden; man hat völlig freie Hand.
Die Einmaischung der verarbeiteten rohen Materialien wird
auf das Zweckmässigste vorgenommen; nach erfolgter Zuckerbil-
duug werden die Würzen möglichst klar gezogen und durch
mehrere Wasseruachgüsse die Treber ausgesüsst. Bei Anwendung
gemengter Stoffe ist es dienlich, etwas ausgekochten Stroh
häcksel oder Hafer sch rot der Auflockerung der Treber
wegen zuzusetzen. Auf den grösseren Extractgehalt der gewon
nenen gemischten Würzen kommt es hier weniger an, weil keine
Gährbottichsteuer entrichtet wird; doch ist es gut, sie so klar
als möglich abzuziehen, um einen klaren Essig zu erhalten. Man
muss dahin wirken, eine gemischte Würze von ü bis 10 pCt.
Extractgehalt zu erzeugen, weil eine solche bei guter Vergäh-
rung einen hinreichend starken, sehr brauchbaren Essig liefern
kann. Die Abkühlung und Gährung der gewonnenen Würzen
geschieht wie vor auf dieselbe Art und nach denselben Grund
sätzen. Von dem Vergährungsgrade hängt wieder die Menge
der erzeugten Hefe und der Alkoholgehalt der gegohrenen Flüs
sigkeit ab; durch den letzteren ist auch der Gehalt des daraus
zu erzeugenden Essigs an Essigsäure bedingt; denn diese ent
steht nur aus Alkohol. Die gegohrene Würze kann man hier in
Balüiijjf’s Gährunjjschemic. III. 34