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vielmehr, ihren Inhalt so wie ihre Brauchbarkeit im Allgemei
nen zu besprechen.
Wer nun diese Schriften in solchem Umfange, wie ich dies
gethan und es mir auch möglich war, mit kritischem Blick von
jenem Standpuncte aus, auf welchem ich mich durch eigene an
gestrengte Versuche und Arbeiten versetzt habe, durchgegangen
ist, dem müssen dieselben als höchst ungenügend erscheinen.
Auch mein Werk lässt der Natur der Sache nach noch manche
Lücke und muss deshalb nur als ein festerer Grund angesehen
werden, auf welchem nun die Gährungsehernie weiter als
neues Gebäude aufgeführt werden kann.
Die Ursache, warum unsere bisherigen zymotechnischen
Schriften nicht genügen, ist theils der Umstand, dass die Wissen
schaft sich erst später mit Untersuchungen über Gegenstände
der Zymotechnie zu befassen angefangen hat, daher von einer
Zurückführung der Verfahrungsweisen auf Grundsätze ei st von
dieser Zeit an die Rede sein kann, dann aber auch, dass gerade
und meistens solche Schriftsteller sich mit der Herausgabe von
Werken und Abhandlungen darüber befasst haben , die entweder
keine Gelegenheit hatten, darüber eigene Versuche und Beobach
tungen im Kleinen und Grossen zu machen, daher blos compi-
lirten und dabei eben bekannt gewordene neue Erfahrungen und
Untersuchungen benützten, oder welche, wenn sie auch Gelegen
heit und Mittel zu eigenen Versuchen und zu Beobachtungen im
Grossen hatten, sich nicht die Mühe nahmen oder aucli nicht
den Trieb hatten, tiefer in das Wesen der hierbei vorgehenden
Erscheinungen und Processe einzudringen, mithin es denn fort
während bei der blos oberflächlichen Auffassung und Be
handlung derselben blieb. Schriftsteller vom Gewerbsfache selbst
zählt die Zymotechnie sehr wenig, und bei diesen giebt sich wie
der Mangel an wissenschaftlichen Kenntnissen kund, so dass sie
deshalb weder richtige Beobachtungen zu machen, noch die Er
scheinungen richtig zu erklären im Stande waren. So blieb es
denn meistens bei den beliebten, theilweise mit wissenschaft
lichen Erklärungen ausgeschmückten beschreibenden Darstellun
gen der herrschenden Verfahrungsweisen, wodurch zwar das
Bestehende festgehalten, aber kein Fortschritt ermöglicht wird;
denn zur Bewirkung des Letzteren ist nothwendig, alle Verfah
rungsweisen, vorgehende Erscheinungen und Processe auf die