Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

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In der 1. Auflage des vorliegenden Werkes Bd. 1 S. 295 
1845 habe ich bei der Betrachtung der Mittel, durch welche 
man dem Weine einen Antheil des zu grossen Säuregehaltes 
entziehen kann, im vorletzten Absatz angegeben, dass die An 
wendung des kohlensauren Kali hiezu den Vortheil hätte, dass 
insofern die freie Pflanzensäure Weinsteinsäure ist, bei einem 
massigen Zusatz desselben Weinstein gebildet und beim Lagern 
des Weins abgeschieden würde. 
Es ist dies dasselbe, was L i e b i g durch den Zusatz des 
einfach weinsauren Kali bezwecken will. Mehr von diesen Kali 
salzen, als zur Bildung von Weinstein mit der vorhandenen 
freien Weinsteinsäure nothwendig ist, darf man aber nicht zu 
setzen, weil sonst die übrigen vorhandenen freien Pflanzensäuren, 
namentlich Essigsäure, aus dem zugesetzten einfach weinsaureu 
Kali einen Theil Kali aufnehmen, indem sie daraus ebenfalls 
Weinstein niederschlagen. Dadurch würde an Stelle der Essig 
säure vielmehr essigsaures Kali in den Wein gebracht, und der 
Wein dadurch nicht besser. Dr. Ure erhielt aus dem essig 
sauren Destillate von Wein auf Zusatz von einfachem weinsau- 
rem Kali einen Niederschlag von Weinstein, während die rück 
ständige Flüssigkeit von der Destillation damit keinen Nieder 
schlag gab. (Journal de Chimie médicale, Avril 1848. pag. 181.) 
Bei auf diese Art vorgenommener theilweiser Entsäuerung 
einer grösseren Menge Oesterreicher Wein (10 Maass) erhielt 
ich ein Product, welches von dem ursprünglichen Wein sehr 
verschieden war und seinen Charakter ganz verloren hatte. 
Man muss deshalb bei Anwendung dieses Verfahrens mit 
grosser Vorsicht Vorgehen. 
Dr. Gail empfiehlt in seiner vorne genannten Schrift (S. 
279, 3. Aufl.) die Veredlung saurer Weine ohne Entziehung der 
Säure, indem er durch Zusatz einer entsprechenden Menge 
Zucker und Wasser (Zuckerlösung) und nochmalige Gährung 
einen alkoholreicheren Wein erzeugt, und dabei zugleich die 
Säure auf eine grössere Menge Flüssigkeit vertheilt, ihren Ge 
halt relativ verkleinert. Das von ihm vorgeschlagene Verfahren 
wurde bereits im Grossen mit sehr gutem Erfolge ausgeführt,
	        
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