Im badischen Oberlande hat man 100 Maass Wein, welcher
anfing zähe zu werden, und schon merklich sauer schmeckte,
eine Abkochung von '/ 4 *3 chinesischen Thee geringerer Sorte
(‘/ 8 Stunde in y a Maass Wasser gekocht) welche eine dunkel
braune fast undurchsichtige Flüssigkeit bildete, zugesetzt. Nach
48 Stunden hatte sich derselbe getrübt, klärte sich nach meh
reren Wochen ohne Schönung, war hellperlend (etwas dunkler
und hatte sein früheres Weinbouquet vollkommen erhalten.
Ich glaube aber nicht, dass man diese und ähnliche Metho
den zur allgemeinen Anwendung empfehlen kann.
Nach Bussy besteht die Klärung des Weins mit Gallerte
(Thierleim) auf der Verbindung derselben mit dem Gerbstoff
des Weins zu einer unlöslichen Verbindung, die sich nieder
schlägt, und dabei die trübenden Theile mitreisst. Fehlt es dem
Wein an Gerbestoff, so müsse man solchen dabei vorerst zu
setzen. Von dazu geeigneten Gerbstoff enthaltenden Substanzen
empfiehlt Vergnette Galläpfel, Katechu, besonders aber die
Traubenkerne. (Dingler’s Journal Bd. III S. 147.)
Ad 2. Das Sauerwerden ist eine noch häufiger vorkommende
Krankheit der Weine; es besteht in der fortschreitenden Um
wandlung des Alkohols im Weine in Essigsäure. Schon während
der Hauptgährung des Mostes entsteht immer eine geringe
Quantität Essigsäure. Das Sauerwerden ist die endliche Zer
störung des Weines, welche jedem in kürzerer oder längerer
Zeit bevorsteht. Geringer Alkoholgehalt der Weine, höhere
Temperatur, Berührung mit der atmosphärischen Luft sind die
Ursachen, welche den Wein vor der Zeit zum Sauerwerden
bringen. Ist diese Krankeit der Weine erst im Entstehen, so
kann man ihr zuvorkommen, wenn man dem Weine eingekoch
ten Most, Zucker oder Honig zusetzt. Es entsteht eine neue
Gährung, wodurch der Alkoholgehalt des Weines erhöht und
schon dadurch der zu leichten Säuerung vorgebeugt wird. Bes
ser ist es aber, schwachem Moste, aus welchem ein leicht sauer
werdender Wein zu erwarten ist, diese zuckerhaltigen Substan
zen vor der Gährung zuzusetzen.
Ist der Wein sauer geworden, so ist einem solchen Weine
nicht mehr zu helfen. Die Neutralisation mit Blasen schafft
die Essigsäure nicht hinweg; die dadurch gebildeten essigsauren
Salze bleiben im Weine aufgelöst und ertheilen ihm nicht nur
Balling’s Gahrungschemie. IV. g