116
oder wenn der Wein nicht mehr unverfälscht ist, sondern mit
Zucker oder Weingeist versetzt worden war, diejenige Concen-
tration des Mostes zu ermitteln, welche zu seiner Erzeugung
nothwendig gewesen wäre, oder auf welche Concentration er sich
zurückführen lässt.
Man hat geglaubt, die Güte des Weines, insofern sie durch
seinen Alkoholgehalt bedingt ist, mittelst eigener Aräometer,
Weinwaagen oder Vinometer bestimmen zu können, oder diese
nach der specifischen Schwere desselben zu beurtheilen. Im
Allgemeinen ist es wohl richtig, dass unter sonst gleichen Um
ständen ein Wein, welcher mehr Weingeist enthält, specifisch
leichter sein werde, als ein anderer, dessen Alkoholgehalt kleiner
ist, und die gewöhnlichen Tafelweine sind meistens so vollkom
men vergohren, dass sie fast alle leichter sind als Wasser;
allein der Wein enthält nebst dem Alkohol und Wasser noch
eine verschiedene Menge Extract, und eben dieser Umstand, dass
nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität dieses Ex
tractes in jedem Weine andere sind und sie deswegen einen
verschiedenen Einfluss auf die specifischen Schweren derselben
nehmen, auch die Güte des Weines nicht allein von seinem Al
koholgehalte bedingt wird, so kann ein Aräometer durchaus nicht
dazu dienen, um mittelst desselben unmittelbar die Güte oder
den Alkoholgehalt der Weine bestimmen zu wollen.
Anders verhält sich die Sache, wenn man nach Anleitung
der auf den Gebrauch des Saccharimeters sich gründenden Pro
portionen der Attenuationslehre Vergleichungen anstellt zwischen
der Saccharimeter-Anzeige des frischen Weines = m mit dem
durch Kochung entgeisteten Weine — n. Es sind dies zwei
Grössen, die sich bei einem jeden Weine leicht bestimmen las
sen, und wodurch nicht nur eine vollständige Analyse des Wei
nes, d. h. eine Bestimmung seines Alkohol-, Extract- und Was
sergehaltes geliefert, sondern auch die ursprüngliche Concentra
tion des Weinmostes (in Saccharimeter-Graden) ermittelt werden
kann, aus welchem jener Wein erzeugt wurde.
Belassen wir den Buchstaben die gleiche Bedeutung, welche
ihnen bei Aufstellung der Attenuationsgesetze in der allgemeinen
Gährungschemie beigelegt worden sind, und bezeichnen wir:
mit p die ursprüngliche Concentration des Mostes, ausgedrückt
in Saccharimeter-Graden,