Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

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und Kernen für sich gegohren, geben sie zwar ein weinartiges, 
angenehmes Getränk, welches aber arm ist an Alkohol. Löst 
man in dem Safte Stärkmehlzucker auf, oder versetzt man ihn 
mit der Hälfte seines Gewichtes einer Lösung desselben von 
einer solchen Concentration, dass jene des versüssten Saftes am 
Saccharimeter circa 16 — 18 Grade zeigt, so erhält man einen 
gut vergohrenen Wein, der in Farbe, Geschmack und Alkohol 
gehalt die meiste Aehnlichkeit mit Oesterreicher Wein hat. 
Diese Aehnlichkeit ist so gross, dass Mehrere einen von 
mir auf diese Art erzeugten Wein für Oesterreicher getrunken 
haben. 
Stachelbeeren können bei uns in Menge producirt werden 
und sind vollkommen geeignet zur Erzeugung angenehmer Wein 
gattungen ; nur muss man sie dazu vollkommen ausreifen lassen. 
In England wird davon zur Erzeugung des Goosberry-Weines 
häufig Gebrauch gemacht. 
7. «lohannisbeerwein. 
Obwohl die Cultur der Johannisbeeren (ßibes rubrum) bis 
zu einem hohen Grade von Vollkommenheit gebracht worden ist, 
auch dieses Gewächs und dessen Früchte viel Aehnlichkeit mit 
dem Weinstock und den Weintrauben haben, so hat man es doch 
bis jetzt nicht dahin bringen können, durch die sorgfältigste 
Cultur und Pflege ihnen einen grossem Zuckergehalt zu ver 
schaffen und das Uebermass von freier Pflanzensäure (Citronen- 
säure und Aepfelsäure) zu benehmen. Der Saft der Johannis 
beeren selbst hat nur eine geringe Concentration von circa 10 
bis 12 Grad Saccharimeter-Anzeige, und giebt für sich gegohren 
einen wenig geistigen, sehr sauren Wein. Besser stellt sich das 
Product heraus, wenn man darin so viel Stärkmehlzucker auflöst, 
als nothwendig ist, ihm eine grössere Concentration von 18—20 
Grad Saccharimeter-Anzeige zu geben. Die Flüssigkeit vergährt 
dann ziemlich gut und man erhält einen geistigen, etwas säuer 
lichen Wein, welcher trinkbar ist. 
Auf dem fürstlich Fürstenherg’schen Dominium Pürglitz 
in Böhmen bereiten die Beamten - Frauen häuslich einen sehr 
guten Johannisbeerwein, wovon ich eine Probe von dem fürst 
lichen Herrn Hofrathe Karl Egon Ebert zur näheren Prüfung 
erhielt.
	        
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