Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

enthaltenen natürlichen Ferments. Sollte der versüsste Saft aus 
Mangel an Ferment nicht hinreichend vollkommen vergähren, so 
kann man da, wo es möglich, mit Weinhefe, oder bei Abgang 
derselben mit Bierhefe nachhelfen. 
5) Der grosse Gehalt an freier Pflanzensäure in mehreren 
dieser Beerenweine macht sie weniger angenehm schmeckend, 
und bewirkt, wenn sie in grösserer Menge genossen werden, dass 
sie einen nachtheiligen Einfluss auf den Magen äussern. 
Ueberhaupt zeichnen sich diese Weine vor dem Traubenwein 
durch einen reichlicheren Gehalt von Aepfelsäure aus, während 
ersterer Weinsteinsäure enthält. 
Aus allen geniessbaren zuckerhaltigen Obst- und Beerensor 
ten lassen sich theils für sich, theils mit Zucker versetzt wein- 
artige Getränke darstellen. 
Durch Vermischung derselben in verschiedenen Verhältnissen 
kann man deren Qualität in’s Unendliche modificiren. 
Weine aus Baum- und Pflanzensäften. 
In Ostindien bereitet man den Palmwein aus dem Safte der 
Blüthenkolben der Kokospalme, welcher ausfliesst, nachdem man 
die Spitze derselben abgeschnitten hat. Der Saft wird der 
Selbstgährung überlassen. 
Aus den Birken- und Ahornbäumen kann man im Frühjahre 
durch Anbohren einen zuckerhaltigen Saft gewinnen, welcher, mit 
mehr Zucker versetzt, in Selbstgährung übergeht, und weinartige 
Getränke liefert. 
Durch Gährung gewinnt man aus dem Safte des Zucker 
rohrs den Zuckerrohr wein, welcher destillirt den echten Rum 
liefert. 
Auch den Runkelrübensaft hat die Sucht, Weine zu erzeu 
gen, zu dieser Fabrikation empfohlen. Von dem Geschmack des 
selben kann man sich schon aus dem Geschmacke des Rüben 
saftes abgeleitet in Vorhinein eine Vorstellung machen. 
Bei der Industrieausstellung in Paris 1855 war auch solcher 
Wein ausgestellt.
	        
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