Einleitung zur Essigfabrikation.
In den vorhergehenden drei Theilen dieses Werkes „Die
Gährungschemie” wurde die Erzeugung alkoholhaltiger Flüssig
keiten durch den Process der geistigen Gährung, als: die des
Biers, der gegohrenen Branntweinmaische oder Branntweinmaisch
würze und des Weines gelehrt, und es wurde gezeigt, wie aus
denselben Flüssigkeiten durch Destillation Branntwein und Wein
geist gewonnen werden könne.
Wenn man dieselben alkoholhaltigen Flüssigkeiten bei ent
sprechendem Yerdünnungsgrade und angemessener Temperatur
der Einwirkung und Berührung mit der atmosphärischen Luft
überlässt, so werden dieselben unter allmäligem Verluste des
geistigen Geruches und Geschmackes sauer, der in denselben
enthaltene Alkohol geht dabei in Essigsäure über, und die so
entstandene saure Flüssigkeit nennt man Essig.
Diese Erzeugung von Essig wird nun Behufs seiner Ver
wendung sowohl zum Genüsse, als auch zum arzneilichen und
technischen Gebrauche im Grossen wirklich ausgeübt und heisst:
die Essigsiederei, die Essigbrauerei, oder — besser —
die Essigfabrikation.
Unter Essig versteht man demnach ein Gemische von
Wasser blos mit Essigsäure, oder von Wasser mit Essigsäure
und anderen nicht flüchtigen Nebenbestandtheilen, aus den ge
gohrenen alkoholhaltigen Flüssigkeiten herstammend, aus wel
chen der Essig bereitet worden war, mit einem Gehalte an
Essigsäure, welcher den Essig entweder zum Genüsse oder zur
technischen Verwendung tauglich macht, von wenigstens 3—lOpCt-