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zur fabriksmässigen Darstellung derselben im Grossen am mei
sten geeignet; sie liefert das reinste, unmittelbar zum Genüsse
taugliche Product und wird deshalb hier allein in Betrachtung
gezogen werden.
Die Essigsäure lässt sich sowohl im wasserfreien Zustande
wie auch als Hydrat darstellen.
Das reine Essigsäurehydrat, welches wir hier zunächst zu
betrachten haben, kann nur dargestellt werden aus essigsauren
Salzen. Von diesen wendet man dazu am meisten an: das
essigsaure Natron, das essigsaure Bleioxyd (Bleizucker) und das
essigsaure Kupferoxyd (krystallisirten Grünspan). Will man die
concentrirteste Essigsäure — das reine Essigsäurehydrat — er
zeugen, so müssen die dazu verwendeten essigsauren Salze erst
durch Erhitzung und Austrocknen in den wasserfreien Zustand
versetzt und dann mit reinem concentrirten Schwefelsäurehydrat
zerlegt werden.
Um Essigsäurehydrat aus essigsaurem Natron zu erzeugen,
wird dieses vorerst in der Wärme geschmolzen, um es wasser
frei zu machen, dann gepulvert und in einer geräumigen Retorte
mit seinem 1.2fachen Gewichte Schwefelsäurehydrat übergossen,
wobei Wärmeentwickelung Statt findet und ein Theil der frei
gewordenen Essigsäure übergeht. Bei steigender Erwärmung
von Aussen wird die Destillation fortgesetzt; sie ist beendigt,
wenn der Rückstand vollkommen flüssig geworden ist. Zuerst
geht dabei etwas schwächere, später concentrirtere Essigsäure
über; sie enthält etwas Schwefelsäure und wohl auch beim
Ueberschäumen oder Ueberspritzen etwas schwefelsaures Na
tron, wovon sie durch Rectification befreit wird. Zur Zerlegung
des essigsauren Natrons würde ein Quantum von 0.6 Schwefel
säurehydrat genügen; indem man jedoch die doppelte Menge
nimmt, wobei im Rückstände doppelt schwefelsaures Natron ver
bleibt, geht die Zersetzung des essigsauren Salzes vollständig
schon bei niedrigerer Temperatur vor sich.
Das erhaltene Rectificat ist noch nicht hinreichend entwäs
sert; die erste Portion desselben ist wässeriger als die folgende.
Letztere wird deshalb besonders aufgesammelt und einer niedri
gen Temperatur ausgesetzt, wobei das Essigsäurehydrat kry-
stallisirt, die mehr wässerige Essigsäure aber flüssig bleibt und
von den Krystallen abgegossen werden kann. Indem man die