Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

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wässerten essigsauren Salze ist dann die Essigsäure im wasser 
freien Zustande enthalten und kann darin auf ihre elementare 
Zusammensetzung geprüft werden. 
Bei der gewöhnlichen Temperatur ist das Essigsäurehydrat 
eine farblose klare Flüssigkeit von 1.063 specifischer Schwere, 
welche einen durchdringenden, stechend sauren Geruch besitzt 
und einen stark sauren, beissenden Geschmack hat, so dass sie 
die Oberfläche der Zunge wund ätzt. Bei Erkältung bis 0° R. 
krystallisirt sie in farblosen durchsichtigen Blättchen (Eisessig) 
und wird bei höherer Temperatur wieder flüssig. Sie raucht 
etwas an der feuchten atmosphärischen Luft, zieht Wasser aus 
ihr an und lässt sich mit Wasser in allen Verhältnissen mi 
schen. Sie ist weniger flüchtig als Wasser, siedet erst bei nahe 
96° R. und lässt sich ohne Entmischung überdestilliren; ihr 
Dampf ist entzündlich, brennt mit blassblauer Flamme und lie 
fert als Verbrenuungsproduct blos Kohlensäure und Wasser. 
Die Essigsäure besteht aus: in 100 Gewthl. 
Kohlenstoff 4 Atomen = 30.00 47.16 
Wasserstoff 3 „ = 3.75 4.85 
Sauerstoff 3 „ = 30.00 46.99 
1 Atom wasserfreie Essigsäure . . . 63.75 .... 100.00 
Dazu 1 Atom Wasser =11.25. 
1 Atom Essigsäurehydrat =75.00. 
Das Symbol derselben = A (Acidum aceticum), ihre Formel 
= C 4 H 3 0 3 + HO. 
Leitet man den Dampf des Essigsäurehydrates durch eine 
schwach glühende Röhre, so entsteht Aceton und Kohlensäure; 
bei höherer Hitze entstehen aus ersterem brennbare Gase &c., 
und etwas Kohle in Form von Russ wird abgesetzt. Mit Alko 
hol und Aether lässt sich die Essigsäure vermischen. Concen- 
trirte Schwefelsäure bräunt und schwärzt sie beim Erhitzen; 
Salpetersäure ist ohne merkbare Wirkung darauf; Ueberjodsäure 
verwandelt sie in Ameisensäure. Im Sonnenlichte wird sie von 
Chlor zerlegt, Salzsäure und Chloressigsäure (Chloracetylsäure) 
gebildet. 
Die Essigsäure ist ein Auflösungsmittel vieler organischer 
Körper, als: der ätherischen Oele, des Kamphers und vieler 
Harze; der Pigmente, des Zuckers, Gummi und Stärkmehls; des 
Klebers, Eiweisses und Käsestoffes; des Gerbestoffes, der Pflan
	        
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