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Erzeugung des Stärkezuckerwassers.
Wenn reines Stärkmehl zur Essigerzeugung verwendet wer
den wollte, so kann dieses, wie bekannt, auf zwei Wegen in eine
süsse gährungsfahige Flüssigkeit (und weiter in Essig) umge
wandelt werden, nämlich mittelst Gerstenmalz und Schwefelsäure.
Das Weizenstärkmehl lässt sich in dem Zustande, wie es im
Grossen erzeugt wird, in Gemeinschaft mit Gerstenmalz dazu
nicht anwenden, weil es damit zu keiner klaren dünnflüssigen
Auflösung gebracht werden kann; es ist in diesem Falle besser,
den rohen Weizen fein geschroten dazu zu verwenden, weil das
mehlige Korn sich dabei vollständig auflöst, man eine grössere
Menge nutzbaren Extractes gewinnt und selbst die Abscheidung
des Stärkmehls aus dem Weizen erspart. Mittelst Schwefelsäure
lässt sich dieses Stärkmehl in Zuckerwasser umwandeln, allein
jedenfalls kommt dasselbe hierzu theuerer zu stehen, als das
Kartoffel-Stärkmehl. Die Kartoffeln in Substanz sind zur vor-
theilhaften Erzeugung eines klaren Essigs nicht anwendbar; aus
ihnen muss vorerst Mehl oder Stärkmehl bereitet werden, wenn
sie dazu verarbeitet werden sollen; und da es unter besonderen
Umständen vörtheilhaft sein kann, die Umwandlung desselben
in gährungsfähigen Zucker mit Schwefelsäure statt mit Gersten-
malz, wovon im vorigen Absatz gesprochen wurde, vorzuneh
men, so soll diesem Processe hier eine Stelle gewidmet werden.
Es ist dabei nämlich Folgendes zu beachten:
1. Das Stärkmehl kann zur Verwandlung in Zuckerwasser
im nassen oder im trockenen Zustande angewendet werden. Das
Letztere bietet den Vortheil, dass es sich Jahre lang unverändert
aufbewahren lässt. Bei ersterem ist sein Gehalt an lufttrocke
nem Stärkmehl durch einen Trocknungsversuch im Kleinen zu
erproben, um die Quantitätsverhältnisse richtig bestimmen zu
können; denn 100 7? nasses Stärkmehl enthalten 52 bis 60 71
lufttrockenes.
2. Aus Sanitätsrücksichten ist es notliwendig, die Umwand
lung des Stärkmehls in Zucker mittelst verdünnter Schwefelsäure
durch Dampfkochung in Holzgefässen vorzunehmen und dabei
eine jede Berührung der sauren Flüssigkeit mit Metallen zu
vermeiden.
3. Die Kochgefässe werden am besten mehr hoch als weit