weil durch die Fortwirkung der Schwefelsäure auf den schon
fertig gebildeten Zucker die Flüssigkeit bitterschineckend wird.
Es ist aber nothwendig, die Umwandlung des Stärkmehls in
Zucker so vollständig als möglich zu bewirken, um eine Zucker
lösung von der grössten Vergährungsfähigkeit zu erhalten.
10. Ist die Zuckerbildung vollendet, so muss die dazu ge
brauchte Schwefelsäure wieder aus der Flüssigkeit hinweggeschafft
werden. Dies geschieht am einfachsten und wohlfeilsten durch
Neutralismen derselben mit Kalk, wodurch die Schwefelsäure
in Form von Gyps präcipitirt wird, wovon jedoch ein geringer
Antheil in dem Zuckerwasser aufgelöst bleibt. Diese Neutrali-
sirung ist eine der wichtigsten Operationen hierbei, und von
der Genauigkeit ihrer Ausführung hängt wesentlich die Beschaf
fenheit des erzeugten Productes ab. Man kann dazu gebrannten,
mit Wasser zu Pulver gelöschten Kalk, oder auch fein gepulver
ten kohlensauren Kalk (Kreide, Kalkstein) an wenden. Folgende
Unterschiede finden bei dieser verschiedenen Anwendung Statt:
Der kohlensaure Kalk verursacht ein starkes Aufbrausen;
beim Neutralismen damit ist daher wegen des möglichen Ueber-
schäumens Vorsicht nöthig; ein Ueberschuss desselben bringt
keinen Nachtheil für das Product. Die vollständige Neutralisi-
rung damit ist jedoch etwas schwierig, die Kreide ist bei uns
theurer, das Pulvern des wohlfeilem harten Kalksteins macht
auch Kosten.
Der gebrannte Kalk lässt sich mit Wasser leicht zu Pulver
löschen; er neutralisirt, am besten in Form einer dicken Milch
angewendet, die Schwefelsäure ohne Aufschäumen; es darf je
doch kein Ueberschuss desselben zugesetzt werden, weil das
Zuckerwasser sonst braun und bitter wird.
Um demnach jeden Ueberschuss von Kalk zu vermeiden,
setzt man auf jedes Pfund angewendeter Schwefelsäure 3 / 4 U
Kalkhydrat, mit Wasser zu dünnem Brei angerührt, zu, rührt
gut ein und vollendet die Neutralisirung mit sehr dünner Kalk
milch, die man zuletzt nicht dünn genug anwenden kann und
nur in kleinen Portionen zugeben darf, um nicht leicht zu viel
Kalk zuzusetzen. Man kann die Vollendung der Neutralisation
mit fein geschlämmter Kreide bewirken; auch die frisch bereitete
Knochenkohle kann dazu allein oder theilweise angewendet wer
den, weil sie 8—10 pCt. ihres Gewichtes kohlensauren Kalk ent-