Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

222 
Das Gradirfass und die Weinkämme bleiben nach jedem 
Abziehen des Essigs eingesäuert zurück und bilden mit dem 
zurückgebliebenen Essig das beste Essigferment für das nach 
folgend aufzugiessende in Essig umzuwandelnde Essiggut. 
Beim Gebrauche setzen sich die Weinkämme zusammen und 
müssen deshalb die Gradirfässer damit von Zeit zu Zeit wieder 
aufgefüllt werden; sie bleiben mehrere Jahre brauchbar und sind 
alljährlich nach jeder Weinlese frisch zu haben. In Fässern fest 
eingedrückt und gut verschlossen, halten sie sich längere Zeit. 
Vor den Buchenholzhobelspänen haben sie den Vorzug, dass sie 
sich nicht so dicht Zusammenlegen und der atmosphärischen 
Luft einen leichteren Wechsel gestatten. Wenn Einige glauben, 
dass dadurch der erzeugte Essig dem echten Weinessig ähnli 
cher würde, so dürfte dies nur ein frommer Irrthum sein. 
Das Thermometer im Gradirfass würde am besten in einer 
im Deckel desselben befindlichen Oeffnung so einzuhängen sein, 
dass seine Kugel etwa 1 Fuss tief in die Weinkämme hinab 
reicht, dort vor dem Abbrecheu gehörig geschützt ist und seine 
Scala über dem Deckel hervorsteht, so dass man auch bei be 
decktem Bottich jeden Augenblick die in demselben vorhandene 
Temperatur an der Scala ablesen kann. Dass ein tteissiger Ge 
brauch des Essigbildungsprobers auch hier nützlich sein müsste, 
versteht sich nun schon von selbst, und würde die Beobachtung 
des Fortschrittes der Essigbildung mit diesen zwei Instrumenten 
gewiss zu folgenreichen Erkenntnissen und nützlichen Verbesse 
rungen führen. 
Dass bei diesem Verfahren die Luft in den abgezogenen 
Gradirfässern eine gewisse Zeit verharren müsse, um ihre Wir 
kung auf das den Weinkämmen anhängende Essiggut üben zu 
können, ist erklärlich; warum aber die Gradirfässer auch ebenso 
lange gefüllt bleiben sollen, ist nicht einzusehen, da durch die 
Auffüllung derselben doch im Wesentlichen nichts Anderes, als 
blos ein Abschweifen und Extrahiren der den Kämmen anhän 
genden und in sie eingedrungenen sauren Flüssigkeit bezweckt 
wird. 
Die Zeitdauer, durch welche die säuernde Flüssigkeit in dem 
damit vollaufgefüllten Gradirfass stehen bleibt, geht für dieses 
Gradirfass demnach gewissermaassen verloren, weil darin wäh 
rend dieser Zeit keine fortschreitende Essigbildung Statt finden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.