Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

gut, wenn der Abfluss der Flüssigkeit unmittelbar vom Bo 
den und continuirlieh geschieht, in dem Maasse, als sich die 
Flüssigkeit fortwährend durch das herabträufelnde Essiggut ver 
mehrt. Der stärkere, specifisch schwerere Essig befindet sich 
nämlich am Boden des Gefässes, und da über die Oberfläche 
des unten angesammelten Essiggutes die in den Essigbilder ein 
tretende frische atmosphärische Luft hinstreicht, so kann hier noch 
eine fortgesetzte Essigbildung Statt finden, welche nicht gestört 
werden soll. Auch würde sonst die untere Flüssigkeitsschichte 
fortwährend in dem Essigbilder verbleiben. Bis 1 Zoll etwa 
unter die Luftzuglöcher lässt man das Essiggut in dem Sammel 
raume emporsteigen und sorgt nun durch eine Vorrichtung da 
für, dass, wenn dasselbe höher steigt, es durch eine S-förmig ge 
bogene Glasröhre durch hydrostatischen Druck von selbst nach 
Aussen iilein untergestelltes Gefäss oder in einen zweiten Essig 
bilder abfliesst. Diese gebogene Glasröhre wird demnach in 
einer Oeffnung unmittelbar über dem Boden befestigt und muss 
von hier bis etwa 1 Zoll unter die Luftlöcher aufsteigen, wo sich 
die Abbiegung derselben befindet und durch sie das Essiggut 
stetig abfliesst. 
Die Essigstube, worin die Essigbilder aufgestellt sind, muss 
hinreichend warm sein, daher, wenn es nothwendig ist, geheizt 
und für einen steten Luftwechsel darin gesorgt werden. 
Die einzige Erscheinung, welche man hierbei bisher ange 
wendet hat, um den Gang des Essigbildungsprocesses zu beur- 
theilen, ist die Erhöhung der Temperatur, welche dabei in dem 
Essigbilder Statt findet. Um sie zu beobachten, wird in jeden 
Essigbilder ein rechtwinkelig gebogenes, innen vor dem Abbre 
chen geschütztes Thermometer so durch die Seitenwand in das 
Gefäss gesteckt, dass seine Kugel etwa auf 6 Zoll Tiefe in das 
selbe hineinragt, die Scala aber ausserhalb an der Wand des 
Essigbilders sichtbar ist und das Steigen und Fallen der Tem 
peratur im Essigbilder äusserlich demnach deutlich wahrgenom 
men werden kann. Ueber den wirklichen Fortschritt derselben 
belehrt aber wieder nur der Gebrauch des Essigbildungsprobers. 
Sind die Essigbilder gehörig hergerichtet, so kann nun zu 
ihrer Verwendung, d. h. zur Essigfabrikation damit geschritten 
werden. Zu diesem Behufe erzeugt man sich die Essigmischung, 
wozu zwar eine jede gegohrene alkoholhaltige Flüssigkeit mit
	        
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