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Man ersieht hieraus, wie wichtig es sei, die Trauben nicht
vor der Zeit vom Stocke abzunehmen, und hat deshalb in der
jüngsten Zeit selbst angefangen, die reifen Weinbeeren auf dem
Stocke vor ihrer Lese noch etwas eintrocknen zu lassen, um
dadurch auf naturgemässe Weise einen concentrirteren süsseren
Most und daraus einen stärkeren und besseren Wein zu gewin
nen. Man bekommt dann zwar etwas weniger Wein, allein seine
grössere Güte, so wie sein daraus entspringender höherer Werth
gleichen dann die geringere Quantität desselben mehr als wie
der aus.
Was übrigens das technische und ökonomische Verfahren
bei der Weinlese betrifft, so ist dieses weniger Gegenstand un
serer Beachtung, und kann in mehreren vorhandenen, darauf be
züglichen Schriften nachgesehen werden. Einige bei der Wein
lese zu befolgende Regeln, insofern deren Befolgung Einfluss
auf das erzeugte Product — den Wein — nimmt, wollen wir im
Folgenden angeben.
In einigen Ländern (z. B. Oesterreich, Frankreich) wird die
Zeit der Weinlese durch die Obrigkeiten bestimmt; in andern
(z. B. Ungarn) ist sie der Einsicht der Eigenthümer und der
Stimme der Kenner überlassen; häufig noch ist sie mit Festlich
keiten begleitet, ähnlich denen, wie sie nach Beendigung der
Getreideernte Statt finden.
Zur Erzeugung gewisser Weine lässt man die Beeren am
Stocke immer mehr oder weniger eintrocknen (Trockenbeere)
(Tokayer &c.), oder man trocknet die abgenommenen Trauben
auf Hürden an der Sonne und presst sie dann erst aus (Stroh
wein), wodurch man einen concentrirteren zuckerreicheren Saft
gewinnt.
Einige Regeln für die Weinlese.
a) Man überlasse das Abnehmen der Weintrauben nie uner
fahrenen oder ungeschickten, sondern darin geübten Taglöhnern
(Weibern und Kindern von 10—12 Jahren).
b ) Man solle eine zureichende Anzahl Weinleser nehmen,
um in einem Tage eine oder mehrere Gährkufen ganz zu
füllen, damit eine gleichförmige Gährung hervorgebracht werde.