233
diesem Oxydationsprocesse entwickelt, die Temperatur darin
steigt beträchtlich; es findet eine vermehrte Dunstbildung Statt,
die im Essigbilder aufsteigende, denselben durchziehende atmo
sphärische Luft wird ihres Sauerstoffgasgehaltes mehr oder we
niger beraubt, sie nimmt entsprechend der Temperatur im Essig
bilder etwas mehr von dem darin gebildeten Dunst auf und tritt
mit demselben beladen aus dem Essigbilder, was einen geringen
Verlust an Alkohol und Essigsäure, mithin auch an der Stärke
des Essigs bedingt, den wir schon früher im Minirno mit 0
veranschlagt haben. Man hat es versucht, den von der Luft
fortgeführten Dunst zu condensiren, und dabei gefunden, dass
dadurch kein wesentlicher Vortheil erreicht wurde, der Essig
säuregehalt der condensirten Flüssigkeit nur sehr gering war,
und dass er bei zweckmässiger Leitung des Essigbildungsproces-
ses, besonders wenn die Essigbilder nicht zu stark gespeist wer
den und die Temperatur darin uicht zu hoch stieg, auf ein Mi
nimum herabsank.
Indem das Essiggut von oben nach unten über die Späne
den ganzen Essigbilder durchpassirt hat, fiiesst es durch den
Lattenrost in die untere Abtheilung desselben und von hier, wie
es das ihm gesetzte Niveau übersteigt, continuirlich nach Aussen
ab, wo es dann, wenn es noch nicht vollkommen sauer sein
sollte, auf einen zweiten, dritten Essigbilder u. s. w. aufgegossen
wird, bis es als vollkommener Essig aus dem letzten Essigbilder
abflieSst, von wo der Essig zur Lagerung gebracht wird.
Die Essigbildung in den Essigbildern ist auch mehreren Un
fällen unterworfen, welche hier noch zur Sprache gebracht wer
den müssen. Von einem derselben, von dem Schleimigwerden
der Späne, war schon die Rede. Manchmal bilden sich Essigaale
in dem Essigbilder, welche durch bei verschlossenen Luftlöchern
eingeleiteten heissen Essigdampf getödtet werden können.
Unter gewissen Umständen bemerkt man, dass der abfiies-
sende Essig nicht die Stärke besitzt und erhält, welche er nach
dem Alkoholgehalte des Essiggutes bekommen sollte. In diesem
Falle kann immerhin auf einen grossen Verlust durch Verdun
stung mittelst der im Uebermaass durchziehenden Luft geschlos
sen werden und wäre durch Zurückführung des Luftzuges auf
das rechte Maass abzuhelfen.