272
man viel weniger Flüssigkeit, welche nach der Sättigung vor
dein Abwägen durch Filtriren geklärt werden muss. Freie
Weinsteinsäure wird bei diesem Verfahren niedergeschlagen (als
weinsteinsaurer Kalk) und der etwa vorhandene Weinstein unter
Bildung von weinsteinsaurem Kalk und einfach weinsteinsaurem
Kali zersetzt, wodurch die Zunahme an specifischer Schwere klei
ner, aber richtiger wird, weil sie nun blos noch von dem in
der Essigsäure aufgelösten Kalk herrührt. Schwefelsäure würde
sich ebenso wie die Weinsteinsäure verhalten und in Form von Gyps
abgeschieden werden. Salpetersäure oder Salzsäure dürfen aber
nicht vorhanden sein, weil sie, mit dem Kalke auflösliche Salze
bildend, die specifische Schwere der Flüssigkeit erhöhen und so
mit das Resultat bedeutend beirren würden. Gegenwart von
andern nicht flüchtigen Bestandtheilen, von Aldehyd und unzer-
setztem Alkohol, hat keinen wesentlich beeinträchtigenden Ein
fluss auf das Resultat.
Berzelius giebt au*), dass flüssiges ätzendes Ammoniak
von einer bestimmten specifischen Schwere oder Gehalte an
reinem Ammoniak dazu geeignet sei und den Vorzug vor den
anderen Alkalien verdiene, worauf Berzelius und Otto ein
eigenes einfaches Verfahren und Instrument gründen, um diese
Prüfung schnell vornehmen und leicht ausführen zu können.
Erst soll demnach das Verfahren von Berzelius und Otto be
schrieben und dann die Anwendung desselben auf die uns ver
ständlichem österreichischen Maasse und Gewichte gemacht werden.
Berzelius sagt darüber im Allgemeinen: Diese Probe macht
man am einfachsten in einer graduirten Glasröhre; man giesst
in dieselbe ein gewisses Maass von flüssigem caustischen Ammo
niak von bekannter specifischer Schwere und Alkaligehalte, wel
ches mit so viel Lackmus versetzt ist, dass es vollkommen blau
geworden; man setzt nun den Essig in kleinen Antheilen nach
und nach zu, bis die blaue Farbe der Flüssigkeit in die rothe
übergeht. Die Graduirung der Röhre zeigt dann das Volumen
des verbrauchten Essigs, und die Menge des gesättigten Ammo
niaks zeigt die Quantität von Essigsäure, welche in diesem Es
sig enthalten war.
Otto bedient sich dazu einer ähnlichen, jedoch nach dem
') Berzelius Lehrbuch der Chemie, 3. Auflage. Bd. 8, S. 375.