Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

giebt einen weniger gefärbten, reiner schmeckenden, aber 
minder haltbaren Wein. Rothe Weine müssen mit den 
Schalen gegohren werden; denn diese sind der vorzüglichste 
Sitz des Färbestoffes, welcher sich erst während der Gälirung 
in der geistigen Flüssigkeit auflöst. Zu diesem Behufe kann 
man die ausgepressten Treber wieder ganz oder theilweise unter 
den Most mengen, um die Vortheile zu erreichen, welche dieses 
Verfahren gewährt. 
Die Gährkufen werden nur bis auf etwa 15 Zoll vom obern 
Rande gefüllt, um der Masse während der Gährung einen hin 
reichenden Oberraum zum Steigen zu belassen. 
Die Weinpressen sind von verschiedener Construction, ent 
weder nach alter Art von Holz oder nach neuer Art Kastenpres 
sen von Gusseisen. Die meisten Pressen sind noch von Holz. 
Ihr wesentlicher Theil ist eine starke, hölzerne, senkrecht ste 
hende Schraubenspindel, die in einem hölzernen Gerüste befe 
stigt ist, mittelst welcher die Pressplatte beim Anziehen mit 
langen Hebeln gegen die Bodenplatte angedrückt und die da 
zwischen liegenden zerquetschten Weinbeeren ausgepresst werden. 
Ihre Kraft ist nicht gross und die Production an Saft aus 100 
Gewichtstheilen Beeren wechselt von 60 bis 70 pCt. Sechs 
Butten Weintrauben liefern eine Butte Trester. 
Der Saft fliesst über die geneigte Bürde in ein unter ge 
stelltes Gefäss, worin er sich durch Ruhe klärt. 
Die Mostpressen sind ein Gegenstand, welcher in den Wein 
bau treibenden Ländern neuerer Zeit den Erfindungsgeist viel 
fach angeregt hat. 
In Frankreich wurden seit dem Jahre 1820 bis 1848 28 
Patente auf Mostpressen genommen, die tlieils Schrauben tlieils 
hydraulische Pressen sind. Eine Mostpresse von ausgezeichne 
ter Beschaffenheit soll die von Halle tte in Ar ras sein. 
Der Mechanikus Heinrich Ortlilieb in Birkach bei Stutt 
gart hat ebenfalls eine solche construirt, ebenso die Herren 
Scheidt zu Lienz am Rhein. 
Der zuletzt beim Pressen abliiessende oder Nachwein ent 
hält immer den Saft der harten unreifen, nun erst zerdrückt 
werdenden Beeren, und sollte mithin von dem Vorwein abgeson 
dert werden, um letzteren von besserer Qualität zu erhalten.
	        
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