Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

Aeusscre Erscheinungen bei der Wcingährung. 
Die äusseren Erscheinungen bei der Gährung des Trauben 
saftes sind verschieden, je nachdem der Most für sich allein, 
oder gemengt mit den Schalen oder auch noch mit den Kämmen 
(als Maische) der Gährung unterworfen wird. Sie bestehen in 
der veränderlichen Beschaffenheit der Decke der gährenden 
Maische oder des Mostes, in der Entwickelung des kohiensauren 
Gases, dann in der Veränderung der Klarheit so wie des Ge 
schmackes und Geruches der gährenden Masse. Bei der Gäh 
rung in geschlossenen Gelassen lässt sich nur eine solche Er 
scheinung — die Gasentwickelung — beobachten. 
Bei der Gährung des klaren Mostes lassen sich folgende 
äussere Erscheinungen wahrnehmen: 
Die Gährung tritt bei der mittleren Temperatur von 
6 — 10° R. allmählig ein und ist nach 4 bis 5 Tagen im 
vollen Gange; der Most wird trübe oder bricht sich; kohlen 
saures Gas entweicht unter Aufschäumen; es entsteht eine 
Schaumdecke, diese erhebt sich bis zu einer gewissen Höhe 
über die Flüssigkeit, ist aber um so unbedeutender, bei je nie 
drigerer Temperatur die Gährung vor sich geht, je langsamer 
sie daher fortschreitet. 
Der süsse Geschmack des Mostes verliert sich und geht in 
einen weinartigen über; der Geruch der gährenden Flüssigkeit 
wird geistig. Gegen den 7. Tag werden diese Erscheinungen 
der Gährung minder auffallend, die Gährung geht zunehmend 
langsamer vor sich, bis endlich nach 10 bis 14 Tagen die Flüs 
sigkeit anfängt sich zu klären, der Schaum sich von der Ober 
fläche verliert und die Entwickelung des kohlensauren Gases 
fast ganz aufhört. Die Hauptgährung ist nun beendet, die neu 
gebildete Hefe — die Weinhefe — hat sich am Boden abge 
setzt, die gegohrene Flüssigkeit — der Jungwein — wird aus 
den Gährkufen abgezogen und zur Nach gährung in die La 
gerfässer gefüllt. 
Bei höherer Temperatur des Mostes und des Locals geht 
die Gährung schneller, bei niedrigerer Temperatur langsamer 
vor sich. 
Bei der Gährung der Maische sind die äusseren Gäh- 
rungserscheinungen von den obigen etwas verschieden. Es bildet
	        
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