Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

Um den Weinen einen besonderen gewürzhaften Geschmack 
zu ertheilen, setzt man ihnen Gewürze zu. Dies geschieht am 
besten nach derGährung; denn die Erfahrung lehrt, dass, wenn 
dieser Zusatz vor der Gährung gemacht wird, durch dieselbe 
das Aroma des Gewürzes grösstentheils verloren geht. Das 
Gewürz (Samen, Wurzeln, Blätter, Schalen &c.) verkleinert man, 
bindet es in ein reines leinenes Säckchen und hängt es in den 
Wein. Dem Weine geistige oder wässerige Extracte der Ge 
würzstoffe zuzusetzen, ist minder angemessen. 
Gefrorene Weine. 
Setzt man Wein einer starken Frostkälte aus (in nicht ganz 
vollgefüllten Gebinden), so gefriert vorzüglich nur das Wasser 
und ein alkoholreicherer Wein bleibt flüssig. Der Wein gewinnt 
dadurch bedeutend an Stärke, das Ansehen von altem Wein, 
und erhält einen besonders angenehmen Geschmack. Das Eis 
sondert man ab oder man lässt den flüssig gebliebenen Wein 
von dem Eis abfliessep. Brauseweine verlieren dadurch die Ei 
genschaft, zu schäumen. 
Um die Veränderungen kennen zu lernen, welche der Wein 
durch das Gefrieren erleidet, wurde weisser ungarischer See- 
wein am 22. Jänner 1850 zuerst saccharimetrisch geprüft, dann 
eine offene Bouteille davon einer Frostkälte von — 18° R. aus 
gesetzt, der flüssig gebliebene Wein von dem zu Eis erstarrten 
Wasser abgezogen und neuerdings vergleichsweise untersucht. 
Der frische Wein hatte eine specifische Schwere 
= 0.9961 = —0.975 Grad Sacch. 
der gekochte Wein = 1.0077 = 1.925 „ „ 
Demnach betrug die Attenuations-Differenz . 2.9Ö6 Grad Sacch. 
Hiernach entspricht dieser Wein einer Saccharimeter-An 
zeige des Mostes nach der Gleichung (Bd. 1. Theil 1. S. 205) 
P 
=)+• 
= 13.181 -f 1.925 
= 15.106 Grad Sacch.
	        
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