Je nachdem man dem Moste mehr oder weniger von den Schalen
zusetzt, desto dunkler wird der Wein. Der durch die freie
Säure des Traubensaftes geröthete Färbestoff löst sich in dem
Masse in der Flüssigkeit auf, als dieselbe bei der Gährung al
koholartig wird. Nur wenige Arten Trauben enthalten einen
rothen Saft, daher man aus blauen Trauben auch einen weissen
Wein bereiten kann, wenn man den Most abgesondert von # den
Schalen gähren lässt. Ausser diesem Färbestoff nimmt der Wein
aus den blauen Schalen auch eine nicht unbedeutende Menge
Gerbestoff auf, der dem rothen Weine einen zusammenziehenden
Geschmack und die Eigenschaft ertheilt, mit Eisensalzen oder mit
eisenhaltigem Wasser die Farbe in Schwarzbraun umzuändern.
Die Schalen der rothen Beeren bleiben nach der Gährung
grossentheils entfärbt zurück. Obwohl die Schalen der weissen
Trauben nur wenig Färbestoff zu enthalten scheinen, so lässt
man doch auch den weissen Most oft mit den Schalen gähren.
Der Wein erhält dadurch eine hochgelbe Farbe, während der
selbe, aus blossem Moste erzeugt, von viel lichterer Farbe aus
fällt. Der erstere Wein ist nach der Hauptgährung klarer und
erlangt früher eine gute Qualität, während der letztere längere
Zeit trübe bleibt.
Die Weine werden oft künstlich gefärbt, theils um ihre
rothe Farbe zu erhöhen, theils um weisse Weine in rothe zu
verwandeln. Das färbende Mittel kann vor und nach der Gäh
rung zugesetzt werden. Klapperrosen, Hartriegelbeeren, Heidel
beeren, Attichbeeren, schwarze Kirschen, Hollunderbeeren, Schar
lachbeeren, Blauholz und Fernambukholz, Malvenblumen, Saft
von rothen Hüben, nach B o u i s Indigo (vermuthlich lösliches
Indigblau) sollen dazu angewendet werden.
Mehrere Chemiker haben Mittel aufzufinden gesucht, wodurch
sich diese künstlichen Färbungen entdecken lassen. Indessen
sind diese Proben nicht ganz zuverlässig in Absicht auf den
echten Wein, dessen Färbestoff je nach seinem verschiedenen
Alter ungleiche Reactionen zeigt. Bei dieser künstlichen Färbung
der Weine ist es gleichgültig, ob sie vor oder nach der Gährung
geschehen ist, weil die Reactionen des Färbestoffes in Folge des
Gährprocesses nicht verändert werden.
Durch Bleizuckerlösung, noch besser mit einer Lösung von
basisch essigsaurem Bleioxyd wird der Färbestoff aus dem rothen