496
t>ie Ercte und ihr Mond.
234
Galileis Freund Pietro Sarpi (Venedig 1552 — ebenda 1623; Provinzial der
Serviten, namentlich als Geschichtschreiber des Konzils von Trient bekannt)
weiss man wenigstens, dass er sich lebhaft für die nähere Kenntnis des Mondes
interessierte, und von Cesare Lagalla (Padulla bei Neapel 1571 — Rom 1624;
.Tesuit; Arzt und Prof, philos. Rom) soll eine „Disputatio physica de phseno-
menis in orbe lnnse, novi telescopii usu a Galileo nunc iterum suscitatis.
Venetiis 1612 in 4.“ existieren, welche ein Bild des Mondes enthält. — c. Sich
lebhaft mit dem Längenprobleme (406 u. f.) beschäftigend, kam Langren (vgl.
die von L. Niesten in „Ciel et terre 1883“, mit Benutzung der Vorarbeiten
von Marchal und Houzeau in „Bull. Brux. 1852“, gegebene Notiz) auf den
Gedanken, es möchte die Beobachtung des Erlöschens der von Galilei zur
Messung der Mondberge benutzten leuchtenden Punkte ein gutes Mittel für
Uhrvergleichungen abgeben. Um nun die hiefiir nötige Verständigung zu er
zielen, entwarf Langren eine für jene Zeit gar nicht üble (von Niesten seiner
Notiz in halber Grösse beigelegte) Mondkarte von 0 m ,35 Durchmesser, in
welche er bei 270 der vornehmsten, von ihm mit biblischen Namen bezeichneten
Objekte eintrug, — legte dieselbe schon 1628 der Infantin Isabella vor, —
und publizierte sie sodann „a seipso incisis“, vielleicht schon gleichzeitig mit
seinem „Tractatus de verä longitudine terra marique per observationum ma-
cularum lunarium, quando observantur, vel illuminantur, inveniendä. Antwerpiae
1644 in 4.“, jedenfalls spätestens 1645, unter dem Titel „Selenographia Lan-
grenia, sive Lumina Austriaca Philippica“. Der die zu Grunde liegenden Be
obachtungen enthaltende Text, für welchen er, auf ein Gutachten von G. Wen
delin gestützt, ein k. Privilegium erhalten hatte, scheint dagegen ungedruckt
geblieben zu sein, — mutmasslich weil Langren „destitutus fere Mecoenatibus“
die nötigen Mittel nicht aufzutreiben wusste. — Francesco Fontana (Neapel
1585 — ebenda 1656; Rechtsgelehrter) gab in seinen „Novae coelestium ter-
restriumque rerum observationes. Neapoli 1646 in 4.“ ebenfalls eine nicht ganz
üble Darstellung des Mondes, für welche er sich auf Zeichnungen stützte, die
er in den Jahren 1630—46 aufgenommen hatte. — Auch die „Phasium Lunte
Icones, quas annis salutis 1634 et 1635 pingebat ac scultebat Claude Nlellan
Gallus, prsesentibus ac flagitantibus illustris viris Gassendo et Peyreschio (Aix
1635 in plano)“ waren nach Lalande eine für ihre Zeit tüchtige Leistung. —
Endlich entwarf Eustachio Divini (Sanseverino 1610 — Rom 1695?; Konkurrent
von Campani) eine ebenfalls ganz hübsche Mondkarte, welche er mit selbst
konstruierten Fernröhren aufnahm und 1649 in Kupfer stach. Vgl. „G. Govi,
Deila invenzione del micrometro per gli strumenti astronomici (Bull. Boncomp.
1887)“, wo diese Karte, welche am Rande auch bemerkenswerte Darstellungen
von Venus, Jupiter und Saturn zeigt, reproduziert ist. — d. Heve! schrieb
1661 (vgl. Mon. Corr. VIII 36) an einen Freund: „Die Figuren alle miteinander,
welche in meiner Selenographia, Epistola und Dissertatione de nativa Saturni
facie vorhanden, sind gar nicht geetzet, sondern habe sie alle mit meiner Hand
geschnitten, gehet zwar viel langsamer zu, ist auch viel mühsamer, aber man
kann alles viel reinlicher zu wege bringen“. Dem entsprechend war auch der
Erfolg, und Papst Innocenz X. soll, als ihm Zucehius die Selenographie vor
wies, ausgerufen haben: „Sarebbe questo libro senze pari, se non fosse scritto
da un eretico“. Leider wurden die schönen Kupfertafeln durch einen Erben
verkümmelt und es soll sich nur die in ein Kaffeebrett umgewandelte Vollmonds
karte erhalten haben. — e. Hevel hatte zuerst daran gedacht, die Berge und
Flecken auf dem Monde nach berühmten Gelehrten zu benennen, war dann