Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

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— Die Erde und ihr Mond. — 
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aus, und der originelle Gruithuisen wollte sogar Kulturen, Städte, Kanäle, etc. 
auf demselben sehen, ja machte den Vorschlag, auf der Erde, zur Einleitung 
einer Korrespondenz mit den Mondbewohnern, den pythagoräischen Lehrsatz 
durch grosse Runkelrübenfelder darzustellen. Solche Extravaganzen schufen 
natürlich im grossem Publikum für das mutmasslich von Jean Nicollet (Sluse 
in Savoyen 178(5 —Washington 1843; früher ein sehr tüchtiger Astronom der 
Pariser Sternwarte, dann als Börsenspieler verkommen) verfasste, jedenfalls 
1836 von Amerika aus verbreitete Pamphlet „Herschel’s höchst merkwürdige 
Entdeckungen am Cap. Hamburg 1836 in 8. (auch franz. u. engl.)“ einen sehr 
günstigen Boden, so dass es trotz seines monstrueusen Inhalts sogar bei sog. 
Gebildeten vielen Glauben fand, — und da kaum je mehr in der Kunst ge 
leistet worden ist, auf wenigen Seiten allen erdenklichen Unsinn über Kon 
struktion von Instrumenten, Entdeckung von Büifelherden und geflügelten 
Menschen, etc., in einer den Halbwisser irreführenden Art zusammenzustellen, 
so ist diesem Machwerk eine gewisse kulturhistorische Bedeutung nicht abzu 
sprechen, da es den Beweis geleistet hat, wie leicht auch in unserer „hoch 
gebildeten“ Zeit die Gimpel auf den Leim gehen. — e. Durch ein etwas ab 
sprechendes Urteil von Bessel (vgl. Pop. Vori. 81/2) wurde Gauss veranlasst, 
1854 V 21 au Humboldt folgende an Plutarch (233 : c) erinnernde Worte zu 
schreiben: „Jeder, der die Thatsachen kennt, wird Mondbewohner, falls es 
solche gibt, für gänzlich anders gebaut halten müssen als die Erdbewohner; 
aber es wäre voreilig desshalb dem Mond mir nichts dir nichts alle Einwohner 
abzusprechen: Die Natur hat mehr Mittel als der arme Mensch ahnen kann.“ 
940. Die Libration. — Mit dem Fernrohr wurde sofort 
bemerkt, dass auf dem Monde alle Objekte wesentlich immer die 
selbe Lage gegen den scheinbaren Rand beibehalten, und wenn 
auch anfänglich einzelne hieraus schliessen wollten, dass der Mond 
nicht rotiere, so brach sich doch bald allgemein die richtige Ansicht 
Bahn, man habe somit gegenteils anzunehmeh, dass der Mond in 
derselben Zeit, welcher er für eine Rotation um die Erde bedürfe, 
auch eine Rotation um seine Axe vollende. Da aber die Rotation 
ihrer Natur nach eine gleichförmige, die Revolution dagegen (210) 
eine ungleichförmige ist, — da ferner die Mondaxe sich parallel 
bleibt, aber mit der Bahnebene nur einen Winkel von etwa SS 1 /^ 0 
bildet, — und da endlich die Grösse der Erde gegen ihre Distanz 
vom Monde nicht verschwindet, so ist der scheinbare Mondrand 
etwas variierend, wie wenn der Mond schwanken würde oder sog. 
Librationen vorhanden wären“. Diese letztem, welche schon von 
Galilei und seinen nächsten Nachfolgern bemerkt, dann aber nament 
lich durch und seit Tobias Mayer eingehend studiert wurden b , be 
wirken nach einer Überschlagsrechnung von Mädler, dass wir von 
der Mondoberfläche nur 3 / 7 beständig, aber auch 3 / 7 nie, den Rest 
dagegen zuweilen sehen: Sie sind sämtlich nur von der Stellung 
des Beobachters gegen den Mond, nicht von diesem selbst abhängig, 
und heissen darum optische Librationen, während wir später (513)
	        
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