Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

252 
— Die sog. Protuberanzen. — 
523 
für die namentlich in Ostpreussen als total zu erwartende Sonnen 
finsternis von 1851 VII 28, und wirklich wurden bei derselben 
zahlreiche Beobachtungen über diese eigentümlichen Bildungen er 
halten, ohne dass man sich jedoch über deren Natur verständigen 
konnte: Während die einen die Protuberanzen als reell, suhlunarisch 
und als wahrscheinlich mit den Flecken und Fackeln der Sonne 
im Zusammenhänge stehend betrachteten b , glaubten die andern 
dafür genügende optische Erklärungen gehen zu können 0 , und 
jede der beiden, zum Teil etwas scharf aneinander geratenen Par 
teien rüstete sich nun möglichst, um bei der 1860 VII 18 für Spanien 
totalen Finsternis den Gegner aus dem Felde schlagen zu können. 
Merkwürdiger Weise glaubte unmittelbar nach der Beobachtung 
jede Partie gesiegt zu haben d \ als dann aber Secchi, Warren De 
la Rue, etc., aus den während der Finsternis erhaltenen Photo 
graphien mit aller Sicherheit nachweisen konnten, dass die Pro 
tuberanzen ihre Lage gegen die Sonne nicht ändern, wohl aber der 
Mond über dieselben weggleitet, und als auch Bruhns aus Messungen 
•an einer Protuberanz, welche er von 2 m vor der Totalität bis 6 m 
nach derselben verfolgen konnte, ein entsprechendes Resultat erhielt, 
war natürlich der Entscheid nicht mehr zweifelhaft, und die Be 
obachtungen hei spätem Finsternissen haben nicht nur denselben 
gutgeheissen, sondern sogar (533) die Möglichkeit herbeigeführt, 
diese merkwürdigen Gebilde nicht nur während den wenigen Mi 
nuten einer totalen Finsternis, sondern zu jeder Zeit und in voll 
ständiger Abwesenheit des Mondes studieren zu können e . 
Zu 253 : a. Namentlich hatte Birger Vassenius (Wassända Socken 1687 — 
Gotlienburg 1771; Gymnasiallehrer Gothenburg) in seiner „Observatio eclipsis 
Solis totalis (1733 Y 2/13) cum mora facta Gothoburgi Sueciæ (Ph. Tr. 1733)“ ganz 
deutlich solche Protuberanzen beschrieben, und auch in den Beschreibungen 
der mehrerwähnten Finsternis von 1706 (vgl. ausser dem 251 mitgeteilten die 
Ph. Tr. 1706 und meine Notiz in den Bern. Mitth. von 1852) finden sich einige 
unverkennbare Spuren solcher Erscheinungen. Wenn ferner Halley bei Anlass 
der bereits citierten Finsternis von 1715 sagt: „About two or three seconds 
before the Emission on the western Side where the Sun was just coming. out, 
a long and very narrow Streak of a dusky but strong red Light seemed to 
colour the dark Edge of the Moon; tho nothing like it had been seen im- 
mediately after the Immersion“, — und wenn, wie in „Ranyard, Observations 
made during Total Solar Eclipses (Mem. Astr. Soc. 41 von 1879)“ mitgeteilt 
wird, Don José Joaquin de Ferrer (1770? — Bilbao 1818; spanischer Marine- 
Offizier) bei der totalen Sonnenfinsteimis zu Kinderhook im Staate New-York 
kurz vor Ende der Totalität „a zone to issue concentric with the Sun, similar 
to the appearance of a cloud illuminated by the rays of the Sun“, so wird 
man wohl auch an Protuberanzen zu denken haben. Ob der (vgl. Ph. Tr. 1779 
und Berl. Mem. 1778) von Ulloa bei der totalen Finsternis von 1778 VI 24 
bemerkte glänzende und wie rotierende Lichtkreis, oder der von ihm iy 4 m vor
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.