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— Die Arbeiten von Hipparcli und Ptolemäns.
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ihm zeigte, dass sich die hauptsächlichsten derselben in zwei Kate
gorien abscheiden lassen: Eine erste Ungleichheit, welche die ver
änderliche Geschwindigkeit umfasste und den siderischen Umlauf
zur Periode hatte, — und eine zweite Ungleichheit, welche sich in
den Stationen und Retrogradationen zeigte und, wie schon Eudoxus
vermutete, dem synodischen Umlaufe entsprach. Die Aufstellung
eigentlicher Theorien konnte jedoch Hipparcli nicht mehr vollenden
und da sich lange niemand getraute, sein Erbe anzutreten, so blieb
diese Aufgabe ungelöst, bis sich endlich, wie schon angedeutet,
Ptolemäus an dieselbe wagte. Dieser entschloss sich nun alsbald,
die beiden Hilfsmittel, welche ihm schon für die Mondtheorie so
gute Dienste geleistet hatten, nämlich den excentrischen Kreis und
die epicyklische Bewegung CT , auch für die Darstellung der Planeten -
bewegungen zu verwenden, zumal ihm letzteres Hilfsmittel den in
der zweiten Ungleichheit zu Tage tretenden, ihn ausschliesslich be
schäftigenden mathematischen Verhältnissen ganz vorzüglich zu ent
sprechen schien, und er hatte auch wirklich die Genugthuung, auf
diesem Wege das gewünschte Ziel in befriedigender Weise zu er
reichen.
Zu 2.».»: a. Es mag hier nachgetragen werden, dass wahrscheinlich der
grosse Geometer Apollonius Pergäus, der sich überhaupt für die Astronomie
interessiert und auch selbst beobachtet haben soll, sowohl die excentrischen
Kreise als die Epicykel zur Darstellung der Ungleichheiten empfahl, falls es
nicht etwa schon Apollonius Myndius (279: a) war. — b. Die Anwendung des
Epicykels und des denselben tragenden, sog. deferierenden Kreises beruht auf
folgendem: Die Geschwindigkeit im Epicykel addiert sich bei P zu derjenigen
im deferierenden Kreise, während sie sich bei p subtrahiert, bei Q und q
aber in Beziehung auf die Erde
T verschwindet, so dass bei P
ein Maximum, bäi p dagegen
ein Minimum der scheinbaren
Geschwindigkeit eintritt, und
dem letztem sogar eine retro
grade Bewegung entspricht, so
bald die Geschwindigkeit im
Epicykel grösser als diejenige
im deferierenden Kreise an
genommen wird. Überdies ist
Bogen qPQ > Qpq, also braucht bei gleichförmiger Bewegung der Planet
mehr Zeit, um von q nach Q zu kommen, als von Q nach q zurückzukehren,
namentlich also auch mehr Zeit, um von der grössten Geschwindigkeit zur
mittlern, als von dieser zur kleinsten zu gelangen, — ein Verhältnis, das der
Wirklichkeit entspricht und durch den excentrischen Kreis allein ebensowenig
darstellbar war, als die Stationen und Retrogradationen es überhaupt gewesen
wären. — Bezeichnet nun P die Lage des Planeten zur Zeit seiner Konjunktion
mit der Sonne, P' eine spätere Lage, — sind ferner a, b, c der Reihe nach
Wolf, Handbuch der Astronomie. I. 34