165 — Bestimmung des Meridianes durch korrespondierende Höhen. — 39 p
während dem Aufsteigen des Sternes, unter jeweiliger Notierung
der Höhenlage, mehrere, sagen wir n Messungen vorzunehmen, —
bei seinem Niedersteigen, successive in umgekehrter Folge wieder
auf jene Höhen einstellend, die korrespondierenden Bestimmungen
zu machen, — und schliesslich 1 durch
w = V» (Ja+ -Tb) 2
zu ersetzen. — Wiederholt man die Bestimmungen an andern Tagen
oder mit andern Sternen, so erhält man für w Werte, welche sich
nur innerhalb der Unsicherheit ihrer Ermittlung von einander unter
scheiden , wodurch offenbar ein erstes Zeugnis für die Zulässigkeit
der Hypothese abgelegt ist.
Zu 165: a. Für die hei Benutzung der Sonne notwendige sog. Mittags
verbesserung vgl. 357. — b. Regiomontan scheint, wenigstens im Abendlande,
der erste gewesen zu sein, der die korrespondierenden Schattenlängen durch
korrespondierende Höhen irgend eines Gestirnes, und zwar, um den durch
Veränderung der Sonnendeklination entstehenden Fehler zu vermeiden, vor
zugsweise eines Fixsternes, ersetzte, — dabei die unmittelbare Bestimmung
des Meridianes mit derjenigen des Azimutes eines terrestrischen Gegenstandes
vertauschend. Auch in Kassel benutzten die Gehilfen von Landgraf Wilhelm
noch meistens diese Methode, jedoch mit folgender Modifikation: Man stellte
den Azimutalkreis so auf, dass sein Nullpunkt bereits nabe in den Meridian
fiel, — brachte dann vor Culmination des gewählten Sternes den Höhen
quadranten nach und nach über verschiedene ganze Teilstriche des Horizontal
kreises, wartete je den Durchgang des Sternes durch den betreffenden Vertikal
ab und notierte die Durchgangshöhe, — stellte nach der Culmination den
Quadranten successive, aber natürlich in umgekehrter Ordnung, auf die ent
sprechenden westlichen Striche ein, und bestimmte neuerdings die Durchgangs
höhen, — und ermittelte endlich (vgl. das Mitth. 45 von 1878 gegebene Bei
spiel) durch eine Art Interpolation die Entfernung des Nullpunktes vom wirk
lichen Mittagspunkte; bei Benutzung der Sonne wurden die Beobachtungen
am folgenden Vormittag nochmals wiederholt, um den Einfluss der Veränderung
der Sonnendeklination eliminieren zu können.
I Die sog'. Miren oder Meridianzeichen. — Ist nach
dein vorhergehenden das Azimut w eines terrestrischen Gegen
standes, einer sog. Mire ", bestimmt, so kann man den Höhenkreis
des Theodoliten immer wieder in den Meridian bringen, indem man
auf die Mire einstellt, und sodann eine Horizontaldrehung um w
vornimmt. Noch bequemer ist es allerdings, wenn man, nachdem
dies mit möglichster Sorgfalt geschehen ist, ein für allemal ein
sog. Meridianzeichen einvisiert: Letzteres kann entweder aus einem
in so bedeutender Distanz aufgestellten Pfahle oder Pfeiler (Tag-
mire) bestehen, dass eine kleine Verrückung ohne merklichen Ein
fluss bleibt, und namentlich das auf Sterne ajüstierte Fernrohr noch
ein scharfes Bild desselben gewährt, — oder aus einem, auf nahem,
solidem Fundamente ruhenden und Nachts bequem beleuchtbaren