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— Die ersten Messungen. —
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Fadenkreuze (Nachtmire), dessen Sichtbarkeit bei unverändertem
Fernrohr durch eine, von ihm gegen den Beobachter um ihre Brenn
weite ahliegende Hilfslinse erzielt wird 6 , — zur Not auch aus einem
fest aufgestellten, auf unendlich gebrachten Hilfsfernrohr mit be
leuchtbarem Fadenkreuz, dessen Objektiv dem Beobachter zugekehrt
und dessen optische Axe auf ihn gerichtet ist.
Zu 166: a. Der Ausdruck Mire ist dem französischen „mire (Visierpunkt)“
nacligebildet. — b. Lambert hob schon 1769 in einem Briefe an Brander her
vor, dass man mit einem Fernrohr durch das Objektiv eines andern die Bild
ebene dieses letztem übersehen und so ein künstliches Signal in der Nähe
erhalten könne, das sich wie ein unendlich fernes verhalte. — Wohl unabhängig
davon soll auch David Rittenhouse (Germantown bei Philadelphia 1732 —
Philadelphia 1796; Uhrmacher und Mechaniker in Philadelphia, später Münz
meister U. S.) etwa 1774 auf dieselbe Idee gekommen sein: jedenfalls empfahl
er in seiner Note „New method of placing a meridian mark (Trans. Amer.
Soc. II von 1786)“, nahe vor dem Objektive des Passageninstruments eine
Linse von grosser Brennweite, und sodann im Focus derselben eine Platte mit
konzentrischen Kreisen je an einem Pfeiler zu befestigen, — d. h. eine
richtige Nachtmire zu erstellen.
16 7. Die Bestimmung der Polliöhe durch Circumpolar-
sterne. — Ein Circumpolarstern, für welchen nicht nur p < tp,
sondern auch p < 90°—r/>, passiert (162) nach unserer Hypothese
den Meridian, je nachdem er in oberer oder unterer Culmination
steht, in der Höhe
H = (p 4- p oder h = (p — p 1
und man hat daher
(p = Vs (H + h) p = y 2 (H - h) s
so dass durch Messung der beiden Culminationshöhen sowohl die
Polhöhe des Beobachters als die Poldistanz des Sternes bestimmt
werden kann a . — Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass
die aus verschiedenen Sternen auf diese Weise für die Polhöhe er
haltenen Werte so verschieden ausfallen 6 , dass man an der Methode
oder an der zu Grunde liegenden Hypothese fast irre werden könnte ;
aber glücklicher Weise sind diese Anomalien schon längst als not
wendige Folgen einer Ablenkung des Lichtes durch die Atmo
sphäre erkannt und die Mittel aufgefunden worden, diesen störenden
Einfluss zu eliminieren, wie dies sofort des nähern besprochen
werden soll.
Zu 16S 1 : a. Diese einfache und bequeme Methode wurde z. B. schon im
13. Jahrhundert von Aboul-Hhassan in seiner, nachmals von Sédillot unter dem
Titel „Traité des instruments astronomiques des Arabes. Paris 1834 in 4.“
herausgegebenen Schrift auseinander gesetzt, sowie gleichzeitig von Nassir-
Eddin auf der Sternwarte zu Méragah eingeführt und noch später im Abend