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— Die Beweise für die Revolution der Erde um die Sonne. — 549
seiner Zeit hatten sowohl Anhänger als Gegner des heliocentrischen
Systeraes grosses Interesse, sich über die allfällige Fixsternparallaxe
zu belehren, — die einen aus Überzeugung von deren Existenz,
die andern, um aus deren Nichtexistenz die Irrtümlichkeit des neuen
Systemes zu demonstrieren; aber alle Anstrengungen, welche zu
diesem Zwecke successive durch die Tycho, Hooke, Picard, Flam-
Steed, Wallis, Römer, etc., gemacht wurden, blieben notwendig ohne
Erfolg, da bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts hinein solche
kleine systematische Abweichungen durch die unvermeidlichen Be
obachtungsfehler vollständig überdeckt wurden c .
Xu 20 1: a. Bezeichnet nämlich b, die Breite eines Sternes S zur Zeit
seiner Konjunktion mit der Sonne, b 2 aber zur Zeit der Opposition und b ;J zur
Zeit der Quadratur, so ist unter Voraus
setzung der jährlichen Bewegung der Erde
notwendig
bi < b 3 < b 2 b, — b, = 71 = Я, +
Da nun offenbar
Si 711 =
also
EQ
so
b, - b, *
Si b, Si 71.)
EQ
SO
Si b, -f- Si b,
Si b,
EQ
SO' Si 1"
so könnte man somit, wenn es möglich sein sollte, b 2 — b, durch Beobachtung
zu bestimmen, nicht nur in der Existenz dieser Differenz einen Beweis für die
Bewegung der Erde geben, sondern sogar nach
so =
EQ
Si b, + Si b 2
(b 2 — b,) Si 1"
die Sterndistanz in Halbmessern der Erdbahn berechnen. — b. Da Coppernicus
nur über ein Triquetrum (333) verfügte, das ihn höchstens Winkelunterschiede
von 5' erkennen Hess, während, wie wir jetzt wissen (607), die jährliche Parall
axe keines Sternes auf 1" ansteigt, so war für ihn b 2 — b ( = 0 und somit
SO = °o, aber sein Unendlich betrug allerdings nur etwa 1400 Erdbahn
radien. — c. Schon Tycho beschäftigte sich fleissig mit solchen Untersuchungen
und mass (vgl. seine Progymnasmata 233 und 246, sowie Keplers Epitome
II 403) noch gegen das Ende seines Lebens von verschiedenen Sternen je zu
entgegengesetzten Jahreszeiten grösste Höhen; aber da bei dem angewandten
Quadranten nur di^Minuten sicher waren, so war das ganze Ergebnis, dass
sein Unendlich etwa auf 7000 Erdbahnradien anwuchs. — Etwa 1666 kamen
sodann diese Fragen auch bei der Roy. Society zur Sprache und ihr Kurator
Hooke Hess sich damals den Auftrag geben, ein Fernrohr von 30' Brennweite
im Gresham-College zur Beobachtung der Meridiandurchgänge des zenitalen
Sternes y Draconis einmauern zu lassen. Im Laufe der Beobachtungen schien
ihm nun wirklich (vgl. seinen „Attempt to prove the motion of the earth.
London 1674 in 4.“) entsprechend seiner Erwartung die Höhe des Sternes von
December bis Juni zu wachsen, dann bis zum December wieder abzunehmen;
aber andere fanden, er habe sich durch vorgefasste Meinung beeinflussen lassen,
so dass man schliesslich die Frage als ungelöst betrachtete. — Als ferner
Picard (vgl. dessen „Ouvrages de mathématiques. A la Haye 1731 in 4: Voyage