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Das Sonnensystem. —
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«l’Uranibourg, artiele VIII“) und etwas später wieder Flamsteed während
längerer Zeit den Polarstern beobachteten, glaubten sie eine nicht unbeträcht
liche Parallaxe dieses Sternes gefunden zu haben; allein Cassini zeigte, dass
die bemerkten Veränderungen nicht mit den aus der Theorie der Parallaxe
folgenden übereinstimmen und daher ganz andere Ursachen haben müssen,
welche er aber allerdings nicht anzugeben wusste. — Auch als Wallis ein
Objektiv von sehr grosser Brennweite an der Spitze eines Turmes befestigte,
das Okular aber in die Wand seines Hauses einmauerte und damit lange Jahre
zu verschiedenen Jahreszeiten die Differenzen der Azimute gewisser Sterne
beobachtete, erhielt er keine entscheidenden Resultate. — Nachdem endlich
Römer klar geworden war, dass Rektascensionsbeobachtuugen sich zur Be
stimmung der Parallaxe besser als Höhenmessungen eignen, befolgte er diese
Methode bei 18 Jahre lang, wurde aber während der Diskussion der erhaltenen
Serie vom Tode überrascht; soweit man die Resultate derselben kennt, so
hätte er übrigens auch bei längerm Leben, obschon sein Schüler Peter Horrebow
darauf seine Schrift „Copernieus triompkans. Havnise 1727 in 4. u basierte, das
erwünschte Ziel mutmasslich doch nicht erreicht.
3«4. Die SOg. Aberration (les Lichtes. — Glücklicher
weise liess sich Samuel Molyneux a durch die Misserfolge seiner
Vorgänger nicht abhalten, noch einen entsprechenden Versuch zu
machen, bei welchem James Bradley erst als Gehilfe fungierte, um
ihn dann selbständig fortzusetzen & , ja aus den sich sicher ergebenden
kleinen periodischen Veränderungen die jährliche Bewegung der
Erde, wenn auch nicht auf dem ursprünglich verhofften Wege, son
dern durch die sog. Aberration des Lichtes, zu erweisen c . Da näm
lich die Geschwindigkeit des Lichtes, wenn sie auch (465—67) viel
grösser als diejenige der Erde in ihrer Bahn ist, doch immer noch
in einem endlichen Verhältnisse zu ihr steht, so wird man ein Fern
rohr, um es nach einem Sterne zu richten, ein klein wenig (nach
Bradley im Max. um 20",7) gegen die jeweilige Tangente an die
Erdbahn zu neigen haben, und es lässt sich in der That leicht
zeigen d , dass sich dadurch Veränderungen in der scheinbaren Lage
der Sterne ergeben, welche ganz mit den beobachteten überein
stimmen, somit die jährliche Bewegung der Erde wirklich erweisen.
Die neuere Zeit hat die Richtigkeit dieser Beobachtungen und Deu
tungen vollständig anerkannt und nur teils die betreffende Konstante
etwas genauer bestimmt, teils noch einige verwandte Verhältnisse
in Betracht gezogen e .
Zu 264: a. Samuel Molyneux (Chester 1689 — London? 1728), Sohn von
William in 141 : c, war ein grosser Liebhaber der praktischen Optik und
Astronomie, besass eine Privatsternwarte zu Kew bei London und wurde etwa
1726 zu einem der Kommissäre der Admiralität ernannt. — b. Molyneux liess
sich durch Graham einen Zenitsector von 24 Fuss Radius, aber nur 25 Bogen
minuten anfertigen, der mittelst eines Vernier einzelne Sekunden zeigte, und
begann mit diesem 1725 XII 3 eine Reihe von Beobachtungen des zenitalen