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— Die Entdeckung der Sonnenflecken. —
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rotation uniforme du globe du soleil. Turin 1860 in 4., und: Favaro, Sulla
priorità della scoperta e della osservazione delle macchie solari (Meni. Istit.
Veneto 22 von 1882, p. 729—90)“ mehrfach belegten Angabe, die Sonnenflecken
schon im Sommer 1610, also mehrere Monate vor Fabricius, nicht nur selbst
wahrnahm, sondern auch andern (z. B. Paolo Sarpi) „auf einer weissen Karte
(also wohl in dem nach Weglegen des Okulars aufgefangenen Objektivbilde)
zeigte: Der Grund liegt nicht nur in der schon an und für sich jeden Prioritäts
streit abwendenden Zeitdifferenz der Publikationen, sondern namentlich auch
darin, dass ich annehmen muss, es habe Galilei anfänglich die Bedeutung seiner
Entdeckung nicht erkannt ; denn wie würde sonst derselbe Mann, welcher sich
die Priorität sogar für ihm selbst noch unklare Funde durch Anagramme zu
sichern suchte, noch im folgenden Jahre, wo ihm seine „Continuatione del
Nuntio sidereo“ die beste Gelegenheit darhot, auch von der Sonne zu sprechen,
gänzlich darüber geschwiegen haben. An der totalen Unabhängigkeit von
Fabricius, welche Plana für Galilei in Anspruch nimmt, zweifle ich nicht im
mindesten. — c. Die dritte Hauptschrift endlich ist die von Scheiner auf
gelegte dickleibige, aber auch ein noch für die spätere Zeit wichtiges Material
enthaltende „Rosa ursina, sive Sol ex admirando facularum et macularum
suarum phænomeno varius, nec non circa centrimi suum et axem fixum ab
ortu in occasum conversione quasi menstruä, super polos proprios mobilis.
Bracciani 1630 (XXXVI et 800) in fol.“ — Auch Scheiner hatte schon im März
1611 in Ingolstadt im Beisein seines Schülers J. B. Cysat Flecken auf der
Sonne zu bemerken geglaubt, war dann aber durch seinen Provinzial Busäus
so tüchtig abgekanzelt worden, etwas sehen zu wollen, wovon bei Aristoteles
nichts zu lesen sei, dass er erst im folgenden Oktober wagte, die Sache weiter
zu verfolgen. Als er nun dieselbe wieder bestätigt fand, gab er unter dem
angenommenen Namen „Apelles“ in drei Briefen an Markus Welser (Augsburg
1558 — ebenda 1614; Ratsherr in Augsburg, ein bekannter Mäcen der Ge
lehrten) Nachricht von seinen Wahrnehmungen und Vermutungen, welche nun
dieser im folgenden Januar unter dem Titel „Epistolæ très ad M. Velserum de
maculis solaribus. Aug. Vindel. 1612 in 4.“ abdrucken liess und an verschiedene
Gelehrte versandte. Auch Galilei erhielt ein solches Exemplar und schrieb nun
1612 V 4 an Welser, dass er schon vor 18 Monaten („da 18 mesi in qua“, also
im August oder November 1610, je nachdem er sich auf das Datum der Publi
kation oder auf dasjenige seines Briefes bezog) solche Flecken beobachtet, sie
im vorigen Jahr (lòti) in Rom vielen gezeigt, auch seither deren Bewegung
und Veränderlichkeit erkannt habe, also die Priorität besitze. Da hierauf
Scheiner replizierte, Galilei neuerdings antwortete, etc., so entstand ein lange
andauernder Streit, der wenigstens das eine Gute zur Folge hatte, dass dem
Fleckenphänomene mehr Aufmerksamkeit zugewandt wurde, als es ohne ihn
mutmasslich geschehen wäre, und dass neben kleinern Streitschriften die be
reits citierten und nach ihrer Bedeutsamkeit geschilderten Werke von 1613
und 1630 ausgegeben wurden, auf welche wir später noch mehrfach zurück
kommen werden. — Dass Scheiner nur die dritte Stelle eingeräumt werden
kann, geht schon daraus hervor, dass er die Natur der Flecken erst lange
nach Galilei erkannte, ja noch 1614 seinen Schüler J. G. Locher in den „Dis-
quisitiones mathematicæ de controversiis et novitatibus astronomicis. Ingol-
stadii 1614 in 4.“ den Satz aussprechen liess : „Maculæ solis sunt Corpora
nigricantia, circa solem erratica, motibus variis, nec numero nec natura adirne
definita“, dessen erster Teil auch die Grundlage der Schriften „Jean Tardé