594 — Die Welten. — 298
(1. c.) zwar zu, dass Kant schon 1755 (las wichtige Gesetz „Lorsque un
corps céleste est animé «l’un mouvement de rotation, son atmosphère ne
saurait dépasser une certaine limite sans cesser aussitôt d’appartenir à ce
corps; cette limite, dans le plan de l’équateur de la planète, est celle où
la force centrifuge fait équilibre à la pesanteur“ ausgesprochen habe, das
die Basis der Laplace’schen Theorie bilde; da aber Kant dasselbe zwar in
glücklichster Weise (vgl. 556) auf das Saturnssystem angewandt, dagegen für
seine kosmogonische Theorie gar nicht benutzt habe, so sei es dennoch un
richtig, die Theorie von Laplace schon hei Kant finden zu wollen. — f. Der
wesentlichste Unterschied der beiden Theorien von Kant und Laplace besteht
darin, dass der französische Mathematiker die Rotationsbewegung als gegeben
annahm, der deutsche Philosophe dagegen sich abmühte, ihre innere Not
wendigkeit nachzuweisen, anstatt mit Newton in dem Hinzutreten eines ex
centrischen Stosses zur ursprünglichen fortschreitenden Bewegung einen zeit
lichen Anfang zuzugeben, gewissermassen den „Finger Gottes“ zu erkennen. —
ff. Es scheint angegeben, hier vorläufig auf den später (556) zu besprechenden
Versuch von Plateau hinzuweisen. — h. Laplace sagt nämlich: „Je présente
cette origine du système planétaire avec la défiance que doit inspirer tout ce
qui n’est point un résultat de l’observation ou du calcul“. — Vgl. ferner
für diesen Abschnitt und die zwei folgenden: „W. Herschel, On the Construc
tion of the Heavens (Ph. Tr. 1784 u. f.; deutsche Ausg. von G. M. Sommer
mit einem Auszuge aus Kants Nat. d. H. Königsberg 1791 in 8., ferner von
J. W. Pfaff, Dresden 1826 in 8., und im Auszuge von E. G. Fischer im Berl.
Jahrb. 1794), — Georg Ernst Otto, Grnndziige einer philosophischen Kosmo
logie. Freiberg 1860 in 8., — Gust. Zeuner, La formation des corps célestes.
Lausanne 1869 in 8., — Karl Sebastian Cornelius (Rönshausen in Hessen 1820
geh.; Prof. phys. Halle), Über die Entstehung der Welt, mit besonderer Rück
sicht auf die Frage : ob unserm Sonnensysteme, namentlich der Erde und ihren
Bewohnern, ein zeitlicher Anfang zugeschrieben werden muss. Halle 1870 in 8.,
— Heinr. Baumgärtner, Natur und Gott. Leipzig 1870 in 8., — Aimé Julius
Theophil Förster (Beringen hei Schaffhausen 1841 geh. ; Prof. phys. Bern), Per
Welt Anfang und Ende. Ein Vortrag. Bern 1874 in 8., — Charles Wolf (Vodges
in Aisne 1827 geh.; Prof. phys. Nîmes, dann Astr. und Akad. Paris), Les hypo
thèses cosmogoniques. Examen des théories scientifiques modernes sur l’origine
des mondes, suivie de la traduction de la Théorie du ciel de Kant. Paris
1886 in 8., — Karl Braun (Neustadt in Kurhessen 1831 geh.; Jesuit; Prof,
phys. Pressburg, Assist. Secchi, Dir. Kalocsa), Über Kosmogonie vom Stand
punkt christlicher Wissenschaft. Münster 1889 in 8., — G. A. Hirn, Con
stitution de l’espace céleste. Paris 1889 in 4., — etc.“
Die Organisation des Weltgebäudes. — Während
die Entstehung des Weltgebäudes mutmasslich für uns immer ein
Rätsel bleiben wird, so ist dagegen die Erkenntnis seiner Organi
sation, wenn auch schwierig, doch nicht geradezu unmöglich, ja es
sind auf letzterm Gebiete bereits einige schöne Vorarbeiten zu ver
zeichnen, — voraus diejenigen von Thom. Wright ", sodann die mehr
oder weniger auf ihnen basierenden Betrachtungen der Kant und
Lambert h , und endlich die von W. Herschel auf eigene Beobachtungen
gegründeten Anschauungen c . Fassen wir die Vermutungen dieser