Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

XII. Die Zeitrechnung. 
Geh’jede Stunde einen Schritt, aber geh’ diesen 
Schritt jede Stunde, so wirst du bald an’s 
Ziel gelangen. (Börne.) 
SOI. Die Zeitrechnung der ältesten Völker. — Die 
ältesten Völker scheinen übereinstimmend ihre Zeitrechnung nach 
dem Mondlaufe geordnet und ihren sog. Monat je mit dem Tage 
begonnen zu haben, an welchem sie Abends die Mondsichel zum 
ersten Male wahrnehmen konnten. Der Monat wurde anfänglich zu 
30 Tagen gerechnet, und 12 solche Zeitabschnitte bildeten ein Jahr, 
das somit 360 Tage hielt, jedoch von den verschiedenen Völkern 
nicht gleichzeitig begonnen wurde: So legten die Chinesen den 
Jahresanfang auf den ersten Monat nach dem Wintersolstitium, 
die Griechen dagegen auf den ersten Monat nach dem Sommer- 
solstitium, und die Römer auf den Monat, in welchen das Frühlings- 
equinoktium fiel a . 
hu 301: a. Bei den Griechen und Römern war es üblich, das erste 
Sichtbarwerden der Mondsichel öffentlich auszurufen, und es hängt wohl hie- 
mit der von ihnen noch später für jeden ersten Monatstag gebrauchte Name 
Calendse (von y.uUlv = calare = ausrufen) zusammen, sowie mit diesem der 
nachmals für die Vorausbestimmung der Ausrufstage und das damit Zusammen 
hängende übliche Name Kalender, der sodann auch auf uns übergegangen ist. 
303. Die Schaltmonate und der Meton’sehe Cyklus. — 
Es brauchte weder lange Erfahrung, noch sehr grosse Aufmerksam 
keit, um zu bemerken, dass der Mondwechsel nicht volle 30, son 
dern nur wenig mehr als 29 1 /, Tage beansprucht, und so ist es 
ganz begreiflich, dass dieselben alten Völker, deren erste Zeit 
rechnung unter der vorhergehenden Nummer besprochen wurde, 
dieselbe bald in der Weise abänderten, dass sog. volle Monate von 
30 Tagen regelmässig mit sog. leeren Monaten von 29 Tagen wech 
selten , wodurch in der That der Monat durchschnittlich nahe die 
richtige Länge erhielt“. Da aber auf diese Weise die 12 Monate nur
	        
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