190 — Die Globen, Stern Verzeichnisse und Karten. — 419
Jahrhunderte fast ausschliesslich als Vorbild gedient haben. — Von dieser
eigentümlichen Leistung abgesehen, basiert der erste grössere Fortschritt in
Darstellung des Sternhimmels auf der bereits (188) erwähnten, durch Bayer
herausgegebenen „Uranometria, sive omnium asterismorum schemate quin-
quaginta et unum, in totidem tabulis nova methodo delineata. Aug. Vind. 1603
in fol. (auch spätere Ausgaben von 1648, 1661, etc., bei welchen jedoch der
bei der ersten Ausgabe auf der Rückseite der Tafeln gegebene, beschreibende
Text fehlt; letzterer wurde dagegen später als „Explicatio“ selbständig aus
gegeben, z. B. „Uimæ 1697 in 8.“)“. Da nämlich Bayer bei Anlage seiner
Karten nicht nur mit grossem Sachverständnisse vorging und sich keineswegs
darauf beschränkte, das Tychonische Sternverzeichnis und andere ihm zu
gängliche Hilfsmittel auszunützen, sondern auch selbst viele Vergleichungen
mit dem Himmel vornahm, ferner zugleich die (188) bereits besprochene Reform
der Sternbezeichnung durchführte, so erwarb er sich durch seine Arbeit wirk
lich grosses Verdienst und es blieb mit Recht sein Atlas bei einem Jahr
hundert der beliebteste. — Aus der nächsten Nachfolge von Bayer erwähne
ich noch : „Jak. Bartsch, Usus astronomicus planisphærii stellati. Argentinæ
1624 in 4. (auch 1651, und: Norimb. 1662), — Franc. Lamb, Astroscopium, or
two hemispheres containing all the northern and Southern constellations pro-
jected upon the pôles of the world. London 1673 in 4. (die zwei Karten haben
einen Radius von 40 om und sind ganz hübsch ausgeführt), — Aug. Royer,
Cartes du ciel, réduites en quatre tables. Paris 1679 in 12., — Joh. Hevelius,
Firmamentum Sobiescianum. Gedani 1690 in fol. (vgl. 186), — Andreas Cellarius,
Harmonia macrocosmica seu Atlas universalis et novus, totius universi creat.i
cosmographiam generalem et novam exhibens. Amstel. 1708 in fol. (21 Tafeln
stellen die Weltsysteme und die Theorien der Wandelsterne dar, 2 den christ
lichen und 6 den heidnischen Sternhimmel), — Le#nh. Rost, Atlas portatilis
cœlestis oder compendiöse Vorstellung des ganzen Weltgebâudés. Nürnberg
1723 in 8., — etc.“ — Als 1729 zu London aus dem Nachlasse von Flam-
steed dessen „Atlas cœlestis“ erschien, der, grossenteils gestützt auf dessen
eigene Beobachtungen, den Sternhimmel auf 28 Karten von 19" Höhe und
23" Breite in mustergiltiger Weise darstellte, war die Bayer’sche Leistung
definitiv überflügelt, und als sodann der Civilingenieur J. Fortin den guten
Gedanken hatte, diesen teuren und aisgemach auch selten werdenden Atlas,
unter Aufsicht von Lemonnier, auf l / 3 zu reduzieren und unter dem Titel
„Atlas céleste de Flamsteed, seconde édition. Paris 1776 in 4. (neue Ausg.
1795 nach Revision durch Lalande und Méchain)“ zu publizieren, fand derselbe
eine grosse Verbreitung, zumal ihm noch eine Karte des südlichsten Himmels
nach Lacaille beigegeben wurde. — Eine merkliche Konkurrenz trat dann
allerdings ein, als Bode mit seiner „Représentation des astres sur 34 planches
en taille douce, suivant l’atlas céleste de Flamsteed, édition de Paris. Berlin
1782 in 4.“, unter Beigabe eines Kataloges von 5058 Sternen, sowie von Ab
bildungen einiger Nebel und Sternhaufen, ein ähnliches Hilfsmittel bot, und
sodann seine „Uranographia viginti tabulis æneis. Berolini 1801 in fol.“ be
arbeitete, welche nunmehr Grundlage zahlreicher grösserer und kleinerer Pro
duktionen solcher Art wurde, deren Verwandtschaft durch Überladung mit
allen möglichen unnötigen Sternbildern gekennzeichnet ist. — Einen wohl-
thuenden Kontrast zu diesen letztem bildet die bereits erwähnte Musterarbeit
„Argeiander, Uranometria nova. Berlin 1843 in fol.“, welche sodann später für
den nur durch eine einzige Übersichtskarte repräsentierten Südhimmel in