209
— Die scheinbare Grösse des Mondes. —
451
t
Hätten die altern Astronomen die Monddurchmesser mit zureichender
Sicherheit messen können, so würden sie bei entsprechender Be
handlung, wie sie früher (205) für die Sonne besprochen wurde,
als Mondbahn eine Ellipse der Excentricität */ 16 erhalten haben, in
deren einem Brennpunkte die Erde gestanden wäre b .
Zu 209: a. Während Ptolemäus entsprechend vorstehendem den Halb
messer des Mondes in seiner mittlern Entfernung etwa zu 1000“ annahm, fand
Albategnius dafür 972“, Coppernicus 948“, Tycho 925“, Kepler 941“, Huygens
942“,5, Tob. Mayer 944“,2, Lalande 943",0, Burckhardt 932",0, Airy 939“,9, etc.,
und es wird jetzt vielfach der aus einigen neuern Bestimmungen sich er
gehende Mittelwert 933“,5 angewandt. Mit diesem Schlusswerte stimmt nun
allerdings der von Friedr. Küstner in seiner Preisschrift „Bestimmungen des
Monddurchmessers aus neun Plejadenbedeckungen des Zeitraumes 1839—76.
Halle 1880 in 4.“ gegebene Wert 932,851 ± 0",040 ziemlich nahe überein; aber
da anderseits in „H. M. Paul, A determination of the semi-diameter of the
moon from two occultations of the Pleiades, observed on July 1877 and Sept.
1879. Washington 1883 in 4.“ die merklich verschiedene Zahl 931“,78 ± 0“,12
gegeben wurde, so glaubte dennoch W. Döllen in seiner Note „Zur totalen
Mondfinsterniss 1884 X 4 (A. N. 2615 von 1884)“ aussprechen zu sollen, dass
für den mittlern Wert des Monddurchmessers die Sekunde noch nicht fest
stehe, — zugleich beifügend, dass man auch in Bezug auf eine allfällig vor
handene Abplattung der Mondscheibe noch nicht mehr wisse, als dass dieselbe
nicht sehr bedeutend sein könne, — dass sich aber diese Daten durch Be
obachtung totaler Mondfinsternisse, „während welchen in sehr kurzer Zeit eine
erkleckliche Anzahl von Ein- und Austritten derselben Sterne an sehr ver
schiedenen Punkten des Mondrandes mit verhältnismässig geringer Mühe er
langt werden könnte“, mit grosser Sicherheit erhalten Hessen. Für Näheres
und die auf den Radius 932",65 ± 0“,12 führenden ersten Ergebnisse vgl.
„Ludw. Struve, Bestimmung des Mondhalbmessers aus den während der totalen
Mondfinsterniss 1884 X 4 beobachteten Sternbedeckungen. Dorpat 1889 in 4.“
— b. Anhangsweise mag an das bekannte Faktum erinnert werden, dass der
Mond am Horizonte grösser erscheint als sonst, und zwar, wie schon Gauss
(Brief an Bessel von 1830 IV 9) betonte, nicht nur „Personen, die den Mond
nach Teller- oder Wagenbreiten schätzen“, sondern auch „Astronomen, die
gewohnt sind nur Winkel zu sehen“ und sich dennoch „bei allem Bewusstsein
der Theorie nicht von dem Grössersehen losmachen“ können; wahrscheinlich
hängt dasselbe, nach seiner Annahme, mit physiologischen Geschichten zu
sammen, die „überhaupt bei manchen optischen Phänomenen eine wichtigere
Rolle spielen dürften, als man sonst wohl gedacht hat“.
*410. Die ersten Mondtheorien. —- Als sich Hipparch die
Aufgabe stellte, auch für den Mond eine Theorie aufzustellen, wurde
ihm bald klar, dass dies viel schwieriger als für die Sonne auszu
führen sei, weil heim Monde nicht nur zu der ungleichförmigen
Bewegung in Länge eine ebensolche in Breite hinzukomme, sondern
auch die grössten und kleinsten Bewegungen in Länge, und ebenso
die grössten und kleinsten Breiten successive in alle Punkte des
Tierkreises fallen, also sowohl die Apsidenlinie als die Knotenlinie