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— Hie Erde und ihr Mond. —
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Gestalt haben können, — dass endlich die runde Gestalt der Erde auch da
durch bewiesen werde, dass man von entfernten Schiffen zuerst die obersten
Teile erblicke. Auch in Al-Fergans „Rudimenta“ w ird die Erdgestalt auf ent
sprechende Weise begründet, jedoch allerdings damit, wie schon Thomas Burnet
(Croft in Yorkshire 1635 — Charterhouse 1715; Kabiuettsprediger in London)
in seiner „Telluris theoria sacra. London 1681—89, 2 Vol. in 4. (auch Amstelo-
dami 1694; englisch London 1697, deutsch durch J. J. Zimmermann, Hamburg
1698)“ hervorhob, nur bewiesen, „dass die Erde nicht platt, sondern bauchig
seye“, aber nicht „was das für eine Bauchigkeit seye, ob Eyrund oder Kugel
rund“. — c. Pietro d’Abano oder Apono (Abano bei Padua 1250? — Padua
1316) war Arzt, Astrolog und Prof. med. Padua, wo er als Zauberer und
Ketzer im Inquisitionsgefängnisse starb. — Marco Polo (Venedig 1256 —
ebenda 1323) wurde durch die Berichte, welche er über seine Reisen nach
China, etc., gab, und die später in allen Sprachen erschienen, sowie sich bei
scharfer Kritik vorzüglich bewährten, man kann wohl sagen, weltberühmt. —
d. Schon in einem im 13. Jahrhundert von dem Franzosen Omons unter dem
Titel „Imagine du monde“ verfassten Pariser Manuskript wird die Möglichkeit
der Erdumsegelungen geahnt, indem von der Erde gesagt wird: „Elle est
ronde, de sorte qu’un homme qui partirait d’un point quelconque de sa sur
face, pourrait, s’il ne rencontrait pas d’obstacle, tourner tout autour, de même
qu’un insecte qu’on verrait se promener sur la circonférence d’un fruit“ ; aber,
wenn auch mutmasslich schon lange vor Marco Polo die Araber die Linie
passierten, also die heisse Zone durchsetzten, so scheint, doch 1486 Bartollomeo
Diaz (Tabira in Portugal 1450 — Algoa-Bay an der Südküste Afrikas 1500)
der erste gewesen zu sein, der das Kap der guten Hoffnung umschiffte, und
Fernando de Magallmes oder Magellan (Portugal 1470? — Mactan in den
Philippinen 1521) der erste, welcher 1519 von Sevilla aus eine Weltumsegelung
unternahm, von der sein Schiff unter beständigem Segeln nach Westen bis
1522 wieder dahin zurückkehrte.
31?. Die geographischen Coordinates — Unter der
Annahme, dass die Erde eine zum scheinbaren Himmelsgewölbe
konzentrische Kugel sei, lassen sich die an letztem! eingeführten
Axen und Kreise leicht auf die Erdkugel übertragen", und dies
soll schon Parmenides wenigstens in Beziehung auf die Polarkreise
und Wendekreise wirklich ausgeführt und so die Erdoberfläche in
fünf Zonen abgeteilt haben: Die heisse, durch den Equator oder
die sog. Linie halbierte Zone zwischen den beiden Wendekreisen, —
die sich an dieselbe zu beiden Seiten anschliessenden zwei ge
mässigten Zonen, — und die von letztem durch die beiden Polar
kreise abgetrennten zwei Kugelhauben, die sog. kalten Zonen h .
Später wurden diese Zonen von den Geographen noch weiter ab
geteilt und darauf annähernde Lagenbestimmungen gegründet, bis
man endlich nach dem Vorgänge von Hipparch allgemein die Übung
annahm, die Lage eines Ortes auf der Erde einerseits durch seine
Entfernung vom Equator, die mit der Polhöhe übereinstimmende
sog. geographische Breite (b = q), und anderseits durch die Distanz