Full text: Mit zwey Kupfertafeln (Erster Theil)

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nachdem Vorhergehenden, die Nutation. Nennt man ft £ 
die Länge des Punktes, in welchem die Mondesbahn die Eclip- 
tik schneidet, und von welchem sich der Mond über dieEclip- 
tik erhebt, d. h. nennt man ft den aufsteigenden Kno 
ten der Mondesbahn in der Eeliptik, so fand Bradley aus sei 
nen Beobachtungen, dafs die Nutation ein Vorwärts geh en 
der Aequinoctien bewirkt, welches dem Sinus von ft ([ propor- 
tionirt ist, und eine Verminderung der Schiefe der Eeliptik her 
vorbringt , die dem Cosinus desselben Winkels ft ([ proportio- 
nirt ist. Wir werden unten sehen , wie man diese Veränderun 
gen der Präcession und Nidation bildlich darstellen, und ihren 
Einilufs auf die Lage der Gestirne gegen den Aequator und die 
Eeliptik berechnen könne. 
Wenn also die Sonne und der Mond allein auf die Erde 
■wirkte, so würde, wie wir gesehen haben, die mittlere (von 
der periodisch wiederkehrenden Nutation unabhängige) Neigung 
der Eeliptik gegen den Aequator beständig seyn. Allein die an 
dern Körper unsers Sonnensystems, deren Einilufs auf die Ge 
stalt der Erde zwar verschwändet, haben doch noch eine sehr 
merkliche Wirkung auf die Lage der Bahn der Erde, indem 
sie die Ebene der Eeliptik der des Aequators immer zu nähern 
suchen, und diefs ist die oben bemerkte säeulare Abnahme 
der Schiefe der Eeliptik, die also mit der Präcession selbst 
nichts gemein hat. Aus dieser veränderten Lage der Erdbahn 
folgt aber nothwendig auch eine Aenderung in der Lage der 
Aequinoctien, und zwar eine rechtläufige Bewegung von nahe 
o. ;/ i6 jährlich, um welche Gröfse die oben betrachtete Luniso- 
larpräcession, da sie mit ihr eine entgegengesetzte Richtung 
hat, vermindert werden mufs. Ist daher die durch die Wirkung 
der Sonne und des Mondes bewirkte Lunisolarpräcession nach 
dem oben gesagten 5o /y 34, so ist die allgemeine oder wirk 
lich statt habende Präcession öo.'GÖ. Diese beyden Wirkungen 
des Einflusses der Planeten sind also von der Abplattung der 
Erde oder der Wirkung der Sonne und des Mondes auf die 
Erde im Allgemeinen unabhängig, aber da die Wirkung der 
Sonne und des Mondes bey einer durch die Wirkung der Plane 
ten veränderten Lage der Eeliptik auch verändert werden mufs, 
so folgt, dafs daraus eine der Nutation ähnliche Bewegung des 
Erdäquators entstehen wird, deren Werth aber viel kleiner, 
und deren Periode unvergleichbar gröfser seyn wird, als bey 
der oben betrachteten Nutation des Mondes. Die Ortsverän 
derung der Eeliptik durch die Planeten bringt also, in Verbin 
dung mit der Wirkung der Sonne und des Mondes auf die Erde , 
in ihrer Schiefe gegen den Aequator eine kleine Veränderung 
hervor, die aber von der oben betrachteten säeulären Abnahme 
der Schiefe sehr verschieden ist.
	        
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