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ACHTES K A P I T E L.
Verfertigung der Erd - und Himmelskarten, der Sonnen
uhren und der Kalender.
§•
I
-Die Methoden, einzelne Theile der Oberfläche der Erde oder
auch die ganze Oberfläche derselben auf einer Ebene zu verzeich
nen , sind so verschieden , als die Absichten , welche man dadurch
zu erreichen sucht.
Von einem gegebenen Standpunct des Auges werde nach
dem Mittelpunct der kugelförmigen Oberfläche der Erde eine ge
rade Linie gezogen, und auf diese gerade Linie eine Ebene senk
recht gestellt, so werden alle Linien von dem Auge nach den ver
schiedenen Puncten der Oberfläche der Erde jene Ebene in Punc-
ten schneiden , welche die Proj ectionen jener Puncte der Erde
heissen. Diese Projectionen sind nach den verschiedenen Stand-
puncten des Auges verschieden.
Denkt man sich das Auge in einer unendlichen Entfernung
von der Erde , so werden alle Linien von dem Auge nach den
verschiedenen Puncten der Erde unter einander parallel seyn , und
auf der Ebene der Projection senkrecht stehen. Das Bild der
Oberfläche der Erde, welches dadurch auf der Projectionsebene
entsteht, heisst die orthographische Projection der
Erde. So ist z. B. die orthographische Projection einer geraden
Linie a, welche gegen jene Ebene um den Winkel n geneigt ist,
gleich a Cos n , und die Projection eines Kreises , des Halbmes
sers r und der Neigung n, ist eine Ellipse , deren halbe Axen r und
r Cos n sind. Um eben so die orthographische Projection der
Halbkugel der Erde oder des Himmels z. B. auf die Ebene des
Äquators zu erhalten , wo das Auge in der Richtung der Weltaxe
in einer unendlichen Entfernung gedacht wird , verzeichnet man
auf irgend einer Ebene, welche die des Äquators vorstellt, einen
Kreis, dessen Halbmesser jener des Äquators und gleich der Ein
heit seyn soll, und theilt die Peripherie desselben von fünf zu
fünf, oder von zehn zu zehn Graden ein. Die Durchmesser die-