122 I. Teil. Allgemeine Methode und Reaktionen.
ein Übermafs von Jod, in Kaliumjodid gelöst, amorphes Chinin
perjodid gefällt und, nach flüchtigem Auswaschen, mittelst Alkohol
als dünner hellbrauner Überzug auf dem Objektträger ausgebreitet.
Auf diesen Überzug bringt man in einem Wassertropfen ein wenig
Chininchlorhydrat, Kaliumjodid und ein Tröpfchen der zu unter
suchenden Lösung und bedeckt mit einem Uhrgläschen. Normales
Natrium- und Ammoniumsulfat bringen unter diesen Umständen sehr
langsam winzige farblose Nädelchen hervor; ist freie Schwefelsäure
zugegen, so entstehen in ungefähr 10 Minuten metallisch glänzende
Blättchen und Rosetten von Herapathit, in durchgehendem Licht
karmoisinrot, aufserordentlich stark dichroitisch, von farblos zu rot-
violet und schwarz. Auf einem Umwege erreicht man denselben
Zweck, indem man dem Probetropfen ein neutral reagierendes Nitrat
zusetzt und die frei gemachte Salpetersäure nach 53, a mittelst
Bariumacetat festlegt.
e. Verwendet man Schwefelkohlenstoff als Lösungsmittel, so hat
man sich zu überzeugen, dafs derselbe ohne Rückstand verdunstet.
Andernfalls ist man genötigt zu Tetrachlorkohlenstoff oder zu Benzen
zu greifen, die weniger Schwefel lösen und sich gern auf dem Glase
ausbreiten. Hat man Benzen gewählt, so ist Erwärmen des Glases
rings um den Tropfen zu empfehlen; man erhält mit diesem Kunst
griff gut entwickelte Krystalle, auf kleinem Raume angehäuft.
Schwefelkohlenstoff giebt häufig verworrene Krystallisation; man
setze deshalb der auszuziehenden Substanz zunächst Benzen und hier
nach Schwefelkohlenstoff zu, von letzterem nicht mehr als nötig,
um den Schwefel in Lösung zu bringen. Nach völligem Verdunsten
der Lösungsmittel findet man: 1. Tröpfchen, teils flüssig, teils
krystallinisch erstarrt; 2. gelbliche rhombische Pyramiden von a S,
sehr stark polarisierend, meist Weifs höherer Ordnungen zeigend;
3. dünne, perlmutterglänzende Leisten von ß S, anfangs farblos, später
graulich und etwas trübe, mit lebhaften Farben polarisierend. An
ihnen wurden sehr verschiedene Auslöschungswinkel gefunden, von
0° bis 41°, es kam selbst vor, dafs sich die Auslöschungsrichtung
vom Ende gegen die Mitte eines Krystalls änderte, vielleicht infolge
allmählicher Umwandlung zu a S. Mit Schwefelkohlenstoff (ohne
Benzen) wurden keine prismatischen Krystalle erhalten. Die Reaktion
empfiehlt sich durch reinlichen und schnellen Verlauf. Zumal bei
Untersuchung von Erzen leistet sie vortreffliche Dienste.