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I. Teil. Allgemeine Methode und Beaktionen.
Kalium- oder Natriumjodid entstehen in salzsauren Lösungen von
Selendioxyd orangerote bis blutrote Leisten und Tafeln, welche mit
Antimonjodid verwechselt werden können. Sie werden durch Wasser
unter Abscheidung von rotem Selentetrajodid zersetzt.
Wenn etwas gröfsere Quantitäten (20 /ug Se und darüber) zur
Verfügung stehen, so ist es ganz thunlich, aus Selenschlamm und
aus stark verunreinigten Niederschlägen von Selen oder Selentetrajodid
das Selen auf dem Wege der Sublimation abzuscheiden. Das Er
hitzen geschieht auf einem schmalen Streifen Blech oder auf einem
platt geschlagenen Draht; zum Auffangen dient ein Deckglas, welches
nicht gekühlt zu werden braucht und in der Pinzette über den Draht
gebracht wird. Behufs weiterer Prüfung löst man einen Teil des
Sublimats mittelst Salzsäure und Kaliumchlorat und fällt nach 55, b.
Selensäure und lösliche Seleniate reagieren auf Lösungen von
Calciumsalzen in derselben W T eise wie lösliche Sulfate. Die Krystalle
von CaSe0 4 -f- 2 H 2 0 werden durch Salzsäure erst nach wiederholtem
Abdampfen zersetzt.
56. Tellur.
a. Reduktion von Tellurdioxyd mittelst Magnesium. Grenze:
6 /ug Tellur.
b. Fällung als Caesiumchlorotellurit, Cs„TeCL. Grenze:
0,3 /ug Tellur.
c. Fällung als Tellurjodid, TeJ 4 . Grenze: 0,6 /ig Tellur.
a. Die Reduktion von Tellurdioxyd mittelst Schwefeldioxyd 1 ) leidet
an denselben Übelständen, wie die des Selendioxyds. Reduktion mittelst
Zink oder Magnesium liefert dünne Häutchen, welche das Licht mit
dunkel graubrauner Farbe durchlassen. Selen kann sich in diesen
Häutchen verstecken, in beträchtlicher Menge, und kann auch nicht
durch Sublimation daraus abgeschieden werden. Andererseits kann
Tellur durch Arsen verdeckt werden.
b. Aus nicht allzu verdünnten Lösungen von Tellurdioxyd in
Salzsäure setzen sich nach Zufügung von Caesiumchlorid citrongelbe
durchsichtige Oktaeder (10—30 /u) von Caesiumchlorotellurit ab. Sie
zeigen schwächere Lichtbrechung als das Chloroplatinat und werden
durch Wasser zersetzt. Von Chlorostannat und Chloroplatinat sind
1) Haushofer, Mikrosk. Beaktion. S. 124.