I. Teil. Allgemeine Methode und Reaktionen.
I. Historisches.
Im Jahre 1877 erschien eine Arbeit von Boricky über ein neues
Verfahren für die chemische Untersuchung von Gesteinen. 1 ) Diese
kurze Abhandlung ist als der Ausgangspunkt einer neuen Anwendung
des Mikroskops für wissenschaftliche Untersuchungen anzusehen. Vor
etwa 50 Jahren wurden einzelne Reagentien in die mikroskopische
Technik eingeführt, hauptsächlich von Botanikern: einige Jahre später
hat Harting Krystalle einiger chemischen Verbindungen mikroskopischer
Untersuchung unterworfen. Aus den Beschreibungen und Abbildungen
krystallinischer Niederschläge, die er im zweiten Teil seines Werkes
über das Mikroskop (1866) gegeben hat, geht hervor, dass von ihm
mehrere der weiterhin zu beschreibenden Reaktionen zum Nachweis
kleiner Quantitäten von Natrium, Calcium, Magnesium u. s. w. benutzt,
und dass also die ersten Anfänge einer mikrochemischen Analyse auf
ihn zurückzuführen sind. Für die Botaniker und Zoologen handelt
es sich bei der Anwendung von Reagentien meistens um die Her
vorbringung von Farbenkontrasten und von Quellungserscheinungen
in mikroskopischen Präparaten von pflanzlichen und tierischen Geweben.
Für Boricky war Imbibition von vornherein ausgeschlossen, da er mit
undurchlässigen Gesteinen zu arbeiten hatte. Er musste seinen Weg
in anderer Richtung suchen. Was er nötig hatte, waren Reaktionen,
welche sich für mikroskopische Beobachtung eigneten und An
wendung auf die winzigen Körner gestatteten, aus denen die Mehrzahl
der krystallinischen Gesteine zusammengesetzt ist. Das Lösungsmittel,
1) Boricky, Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral-
und Gesteinsanalyse. Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung
von Böhmen. Bd. III. Prag, 1877.
Behrens, Mikrochem. Analyse. 2. Aufi.
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