I. Teil. Allgemeine Methode und Reaktionen.
II. Ziel und Methode der mikrochemischen Analyse.
Die Arbeiten von Haushofer und von Element und Renard haben
den Mikroskopikern wertvolle Dienste geleistet, während sie in den
chemischen Laboratorien keinen Eingang gefunden haben. Man könnte
hieraus folgern, dafs Haushofers Idee nicht lebensfähig sei, und dafs
die mikrochemischen Reaktionen dahin verwiesen werden sollten, von
wo sie ausgegangen sind, in das Arbeitszimmer des Mikroskopikers.
Haushofers Gedanke läfst eine Verbesserung zu, wenn man ihm
gröfsere Tragweite geben will. Ich glaube nicht zu weit zu greifen
mit der Erwartung, dafs die mikrochemische Analyse durch fort
gesetztes Studium zu einem System wird ausgebaut werden, das in
Zeitersparnis und in Anspruchslosigkeit, was Raum und Gerätschaften
betrifft, mit der Lötrohranalyse wird rivalisieren können, und das die
Lötrohranalyse in vielen Fällen übertreffen wird, wo es auf Vielseitig
keit und Empfindlichkeit der Reaktionen ankommt. Der Nutzen,
welchen eine solche Untersuchungsmethode der Chemie und allen
mit ihr in Verbindung stehenden Zweigen der Wissenschaft und
Technik bringen kann, ist so grofs und so augenfällig, dafs ich wohl
alle, die an der Fortbildung der analytischen Chemie ein Interesse
haben, auffordern darf, znr Erreichung dieses Zieles mitzuwirken.
Die Zurückhaltung, in der viele Chemiker noch verharren, ist
wohl in erster Linie auf die vorgefafste Meinung zurückzuführen,
dafs für mikrochemische Arbeiten eine lange Lehrzeit in dem Ge
brauch des Mikroskops unerläfslich sei, dafs man ohne dieselbe in
Gefahr komme auf Irrwege zu geraten, aus denen man sich nur
durch umständliches Probieren und mit viel Überlegung wieder zu
recht findet, und sodann auf die Unvollständigkeit und Mangelhaftig
keit der Reaktionen.
Die Bemerkungen von 0. Lehmann über die Unzuverlässigkeit
mikroskopischer Beobachtungen an Krystallen sind nicht ohne Be
deutung für die Beurteilung mikrochemischer Reaktionen. Ohne
Zweifel ist die Messung von Krystallwinkeln unter dem Mikroskop mit
mehr als einer Fehlerquelle behaftet. Ebenso ist nicht zu leugnen, dafs
die Bestimmung der optischen Konstanten mikroskopischer Krystalle
eine mifsliche und in vielen Fällen auch eine recht lästige Aufgabe
ist, welche die Geduld des Arbeitenden auf eine harte Probe stellen
kann. Durch eine ungewöhnliche Lage und durch ungünstige
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